Full text: Bilder aus deutschen Götter- und Heldensage (Th. 1)

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Füßen nieder und starb. Entsetzt floh sie zurück in die väter¬ 
liche Burg und jagte seitdem nie inehr. 
Einst kam Mutter Ute in das Gemach des Töchterleins, 
das traurig und verstört mit Fenster saß. „Warum bist Dn 
so traurig, mein liebes Kind?" fragte sie besorgt. „Ad)/Z, 
erwiederte Chriemhild, „mir träumte, ich hätte einen edlen 
Falken ausgezogen, den ich gar lieb hatte. Als der nun 
eines Tages aufflog, stürzten zwei Adler, tückisch aus einer 
Felsenkluft hervorbrechend, auf ihn los und erwürgten ihn 
vor meinen Augen. Da erwachte ich, und ich kann die trau¬ 
rige Geschichte nicht vergessen." Da wurde die Mutter sehr 
emst und sagte: „Mein Kind, der Falke ist der edle Held, 
der einmal Dein Gemahl werden wird; die Adler bedeuten 
zwei tückische Männer, die ihm nach dem Leben trachten wer¬ 
den. Möge Gott Dir seinen Beistand verleihen, daß Du 
den Geliebten vor ihrer: Ränken beschützest." Noch lange 
sprachen die Frauen mit einander, bis Chriemhilde sich be¬ 
ruhigt hatte; dann ging sie zu ihren Blumen und fütterte 
ihre Tauben. 
Gegen Mittag entstand in der Burg ein ungewöhnliches 
Hin- und Herlaufen; Hörner erklangen, Stimmen erschallten, 
und man hörte das vielfache Stampfen nnd Schnauben von 
Rossen. Frau Ute kam zu Chriemhilde und sagte: „Kind, 
folge mir auf den Söller! Unbekannte Recken sind angekom¬ 
men; ihre Gewänder und Rüstungen strahlen von edlem 
Gestein und glänzendem Golde, selbst ihre Rosse sind könig¬ 
lich geschmückt." Ängstlich bat Chriemhilde, die Mutter möge 
sie im Garten lassen, denn sie fürchte sich vor den Fremd¬ 
lingen. 
Da ging die Königin allein, die Ankömmlinge zu sehen. 
Ihre Sohne hatten schon die Fremden gesehen, aber weil sie 
dieselben nicht kannten, riefen sie Hagen, den Weitgereisten 
und frugen ihn nach ihrem Rainen. Der sagte: „Der 
Held, der auf dem schneeweißen Rosse vorausreitet und den
	        
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