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sandte. Aber noch im December desselben Jahres wurde Nikephoros in
seinem Schlafgemache durch eine Schaar Verschworner ermordet, und Johannes
Tzimisees, der Urheber der schrecklichen That, nahm dessen Stelle ein, suchte
jedoch die dunkeln Schatten, die seine Thronbesteigung umgaben, durch den
Glanz einer kraftvollen und weisen Regierung zu verdecken. Um seine
Kräfte ungetheilt den andern Feinden zuwenden zu können, welche von
Osten und Norden das byzantinische Reich bedrängten, wünschte er mit
Otto ein friedliches Abkommen zu treffen. Durch die Vermittelung Pandulss,
welchen er der Haft entließ und als Unterhändler nach Italien sandte, kam
ein Vertrag zu Stande, kraft dessen Otto seine Heere aus Apulien und
Calabrien zurückzog, und dafür die Kaisertochter Theophano mit seinem
Sohne vermählt ward. Eine glänzende Gesandtschaft holte die vielum¬
worbene griechische Fürstin aus ihrer Vaterstadt ab. Nach ihrer Landung
an der Küste von Apulien wurde sie unter stattlichem Geleite nach Rom
geführt, wo sie vom Papste in St. Peter gekrönt und dann mit großer
Pracht und hochzeitlichem Gepränge mit Otto vermählt ward. Die junge
Kaiserin erregte durch ihre Schönheit und durch die Anmuth ihrer Sitten
wie durch ihren Geist und ihre Wohlredenheit allgemeine Bewunderung;
ihr Gemahl bezeugte ihr seine Gewogenheit durch eine Schenkungsurkunde,
worin er ihr mehrere Länder und Städte als kostbare Morgengabe zu
eigen gab.
Im August kehrte Otto über die Alpen nach Deutschland zurück. Die
ersten Monate verbrachte er in den westlichen Landschaften, in Frankfurt
und in den Pfalzen am Rhein, in Mainz, wo er die Gräber seiner Heim¬
gegangenen Lieben besuchte, seiner beiden Söhne Liudolf und Wilhelm
und seiner Tochter Liutgard, in Ingelheim, wo eine glänzende Versamm¬
lung geistlicher und weltlicher Fürsten die beiden Kaiser und die jugendliche
Theophania ehrerbietig begrüßte. Mit dem neuen Jahr, das sein letztes
werden sollte, besuchte Otto sein geliebtes Sachsenland. Quedlinburg, die
Lreblmgsstadt Heinrichs I., war damals der Schauplatz glänzender Feste
und Versammlungen. Aus der Nähe und Ferne strömten Fürsten und Edle
herbei, um dem alten und jungen Kaiserpaare Huldigungen und Geschenke
darzubrmgen. Mieczislaw von Polen, der das Bisthum Posen gegründet
und dem Erzstift Magdeburg untergeordnet hatte, stellte sich in Person vor
Otto's Richterstuhl, um seinen Streit mit dem Markgrafen Hodo der Ent¬
scheidung des Kaisers anheimzugeben; der junge Herzog Boleslaw II. von
Böhmen brachte seinem Lehnsherrn Tribut und Geschenke. Ihnen folgten
Gesandte des Dänenkönigs Harald mit Gaben und Zeichen der Unter¬
würfigkeit. Auch Rom, Benevent und Konstantinopel schickten Abgeordnete
nach der sächsischen Königsstadt, und von den Russen, Bulgaren und Ungarn
fanden sich Botschafter ein, um die Herrscher des Abendlandes, die Häupter
der Christenheit, würdig zu ehren und zu verherrlichen. Die festliche Freude
wurde jedoch getrübt durch die Trauerkunde von dem Tode Herzogs Hermann
von Sachsen, jenes tapfern und treuen Waffengenossen des Kaisers aus den
Tagen der Jugend. Otto wurde durch die Nachricht tief erschüttert, sie war
der Vorbote seiner eigenen nahen Auflösung. Von Quedlinburg begab er
sich nach Merseburg, wo er von dem neugegründeten Bisthum Einsicht
nahm und mit Judith, der Wittwe seines Bruders Heinrich, eine Zusam¬
menkunft hatte. Nachdem er hier in feierlicher Versammlung die Gesandt¬
schaft emes arabischen Fürsten, die ihm Geschenke überbrachte, empfangen,
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