Full text: Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. (Th. 1)

241 
sandte. Aber noch im December desselben Jahres wurde Nikephoros in 
seinem Schlafgemache durch eine Schaar Verschworner ermordet, und Johannes 
Tzimisees, der Urheber der schrecklichen That, nahm dessen Stelle ein, suchte 
jedoch die dunkeln Schatten, die seine Thronbesteigung umgaben, durch den 
Glanz einer kraftvollen und weisen Regierung zu verdecken. Um seine 
Kräfte ungetheilt den andern Feinden zuwenden zu können, welche von 
Osten und Norden das byzantinische Reich bedrängten, wünschte er mit 
Otto ein friedliches Abkommen zu treffen. Durch die Vermittelung Pandulss, 
welchen er der Haft entließ und als Unterhändler nach Italien sandte, kam 
ein Vertrag zu Stande, kraft dessen Otto seine Heere aus Apulien und 
Calabrien zurückzog, und dafür die Kaisertochter Theophano mit seinem 
Sohne vermählt ward. Eine glänzende Gesandtschaft holte die vielum¬ 
worbene griechische Fürstin aus ihrer Vaterstadt ab. Nach ihrer Landung 
an der Küste von Apulien wurde sie unter stattlichem Geleite nach Rom 
geführt, wo sie vom Papste in St. Peter gekrönt und dann mit großer 
Pracht und hochzeitlichem Gepränge mit Otto vermählt ward. Die junge 
Kaiserin erregte durch ihre Schönheit und durch die Anmuth ihrer Sitten 
wie durch ihren Geist und ihre Wohlredenheit allgemeine Bewunderung; 
ihr Gemahl bezeugte ihr seine Gewogenheit durch eine Schenkungsurkunde, 
worin er ihr mehrere Länder und Städte als kostbare Morgengabe zu 
eigen gab. 
Im August kehrte Otto über die Alpen nach Deutschland zurück. Die 
ersten Monate verbrachte er in den westlichen Landschaften, in Frankfurt 
und in den Pfalzen am Rhein, in Mainz, wo er die Gräber seiner Heim¬ 
gegangenen Lieben besuchte, seiner beiden Söhne Liudolf und Wilhelm 
und seiner Tochter Liutgard, in Ingelheim, wo eine glänzende Versamm¬ 
lung geistlicher und weltlicher Fürsten die beiden Kaiser und die jugendliche 
Theophania ehrerbietig begrüßte. Mit dem neuen Jahr, das sein letztes 
werden sollte, besuchte Otto sein geliebtes Sachsenland. Quedlinburg, die 
Lreblmgsstadt Heinrichs I., war damals der Schauplatz glänzender Feste 
und Versammlungen. Aus der Nähe und Ferne strömten Fürsten und Edle 
herbei, um dem alten und jungen Kaiserpaare Huldigungen und Geschenke 
darzubrmgen. Mieczislaw von Polen, der das Bisthum Posen gegründet 
und dem Erzstift Magdeburg untergeordnet hatte, stellte sich in Person vor 
Otto's Richterstuhl, um seinen Streit mit dem Markgrafen Hodo der Ent¬ 
scheidung des Kaisers anheimzugeben; der junge Herzog Boleslaw II. von 
Böhmen brachte seinem Lehnsherrn Tribut und Geschenke. Ihnen folgten 
Gesandte des Dänenkönigs Harald mit Gaben und Zeichen der Unter¬ 
würfigkeit. Auch Rom, Benevent und Konstantinopel schickten Abgeordnete 
nach der sächsischen Königsstadt, und von den Russen, Bulgaren und Ungarn 
fanden sich Botschafter ein, um die Herrscher des Abendlandes, die Häupter 
der Christenheit, würdig zu ehren und zu verherrlichen. Die festliche Freude 
wurde jedoch getrübt durch die Trauerkunde von dem Tode Herzogs Hermann 
von Sachsen, jenes tapfern und treuen Waffengenossen des Kaisers aus den 
Tagen der Jugend. Otto wurde durch die Nachricht tief erschüttert, sie war 
der Vorbote seiner eigenen nahen Auflösung. Von Quedlinburg begab er 
sich nach Merseburg, wo er von dem neugegründeten Bisthum Einsicht 
nahm und mit Judith, der Wittwe seines Bruders Heinrich, eine Zusam¬ 
menkunft hatte. Nachdem er hier in feierlicher Versammlung die Gesandt¬ 
schaft emes arabischen Fürsten, die ihm Geschenke überbrachte, empfangen, 
16
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.