Full text: Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig (Nr. 20)

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lande geworben; doch setzte der König bereits fest, daß alle Einwohner des 
Landes zum Militärdienste verpflichtet sein sollten. Nur die Söhne der Adligen 
und die ältesten Söhne der Hof- und Fabrikbesitzer waren frei. Alle dienst¬ 
fähigen Mannschaften wurden in eine Liste eingetragen, und wer noch nicht zu 
den Fahnen einberufen war, mußte als Abzeichen eine rote Halsbinde tragen. 
So legte der König bereits den Keim zu der allgemeinen Wehrpflicht, und mit 
Recht bezeichnete ihn Kaiser Wilhelm I. als den eigentlichen Schöpser der preu¬ 
ßischen Armee. 
Eine besondere Vorliebe zeigte er für die „langen Kerle". Von diesen bildete er sich 
in Potsdam ein Leibregiment, das ans 2400 solcher Riesen bestand. Im ersten Gliede maß 
keiner unter 1,87 m, und der eine Flügelmann hatte sogar 2,57 m. Mit List und Gewalt 
ließ er diese Riesen aus allen Ländern durch seine Werber zusammenholen. Aber er be¬ 
zahlte sie gut, nannte sie seine „lieben blauen Kinder" und sorgte väterlich für sie. (Deutsche 
Jugend 3, S. 170: Der Elm und seine Umgegend.) Dieses Leibregiment diente zugleich 
als Musterregiment. Alle Neuerungen im Heere wurden hier erst versucht, ehe sie bei den 
übrigen Regimentern eingeführt wurden. Der Exerziermeister des Königs war der „alte 
Desfauer"; dieser hat den eisernen Ladestock eingeführt, zuerst den Gleichschritt geübt und 
es dahin gebracht, daß sämtliche Übungen gemeinschaftlich ausgeführt wurden, so daß in 
der ganzen Reihe nur ein Griff gesehen, nur ein Schuß gehört wurde. Um solche Pünktlich¬ 
keit zu erreichen, war freilich mancher harte Schlag mit dem Korporalsstock nötig. Die 
härteste Strafe war das Spießrutenlaufen. Hierbei waren 100 bis 300 Soldaten in zwei 
Reihen aufgestellt; jeder erhielt eine Rute. Dann mußte der Sträfling 6—12 mal mit 
entblößtem Rücken durch die Gaffe gehen, und jeder der aufgestellten Soldaten war ver¬ 
pflichtet, ihm einen Schlag auf den Rücken zu geben. 
Die Riesengarde. (Rechts vom König der alte Dessauer. Der Trommler ist ein Mohr.)
	        
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