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lande geworben; doch setzte der König bereits fest, daß alle Einwohner des
Landes zum Militärdienste verpflichtet sein sollten. Nur die Söhne der Adligen
und die ältesten Söhne der Hof- und Fabrikbesitzer waren frei. Alle dienst¬
fähigen Mannschaften wurden in eine Liste eingetragen, und wer noch nicht zu
den Fahnen einberufen war, mußte als Abzeichen eine rote Halsbinde tragen.
So legte der König bereits den Keim zu der allgemeinen Wehrpflicht, und mit
Recht bezeichnete ihn Kaiser Wilhelm I. als den eigentlichen Schöpser der preu¬
ßischen Armee.
Eine besondere Vorliebe zeigte er für die „langen Kerle". Von diesen bildete er sich
in Potsdam ein Leibregiment, das ans 2400 solcher Riesen bestand. Im ersten Gliede maß
keiner unter 1,87 m, und der eine Flügelmann hatte sogar 2,57 m. Mit List und Gewalt
ließ er diese Riesen aus allen Ländern durch seine Werber zusammenholen. Aber er be¬
zahlte sie gut, nannte sie seine „lieben blauen Kinder" und sorgte väterlich für sie. (Deutsche
Jugend 3, S. 170: Der Elm und seine Umgegend.) Dieses Leibregiment diente zugleich
als Musterregiment. Alle Neuerungen im Heere wurden hier erst versucht, ehe sie bei den
übrigen Regimentern eingeführt wurden. Der Exerziermeister des Königs war der „alte
Desfauer"; dieser hat den eisernen Ladestock eingeführt, zuerst den Gleichschritt geübt und
es dahin gebracht, daß sämtliche Übungen gemeinschaftlich ausgeführt wurden, so daß in
der ganzen Reihe nur ein Griff gesehen, nur ein Schuß gehört wurde. Um solche Pünktlich¬
keit zu erreichen, war freilich mancher harte Schlag mit dem Korporalsstock nötig. Die
härteste Strafe war das Spießrutenlaufen. Hierbei waren 100 bis 300 Soldaten in zwei
Reihen aufgestellt; jeder erhielt eine Rute. Dann mußte der Sträfling 6—12 mal mit
entblößtem Rücken durch die Gaffe gehen, und jeder der aufgestellten Soldaten war ver¬
pflichtet, ihm einen Schlag auf den Rücken zu geben.
Die Riesengarde. (Rechts vom König der alte Dessauer. Der Trommler ist ein Mohr.)