Full text: Das Mittelalter (Teil 2)

18. Kap. Wiedereinführung der Erbfolge. Die luxemburg. Kaiser, etc. 105 
im November 1417 Martin V., einen Edelmann aus dem Hause 
Colönna, erwählte. 
2) Die Reform der Kirche (causa reformationis), wobei vor 
allem die vielfältigen Erpressungen durch die Päpste und die Un¬ 
sittlichkeit der Geistlichen abzustellen gewesen wären. Martin V. 
wufste aber allgemeinen Beschlüssen, welche für die ganze 
Christenheit eine einheitliche Reform durchgeführt hätten, durch 
Einzelverträge (Konkordate) mit den „fünf Nationen“ (Deutsche, 
Franzosen, Engländer, Spanier, Italiener) vorzubeugen und damit 
tief einschneidende Mafsregeln abzuwenden; die Reformation blieb 
dadurch ein unvollkommenes Stückwerk. 
3) Die Beseitigung der Ketzerei (causa fidei), welche nicht 
etwa durch eine Verständigung mit Hus und einen Aus¬ 
gleich, sondern durch seine Hinrichtung angestrebt wurde; 
trotz des ihm vom Kaiser zugesicherten freien Geleites wurde er 
als halsstarriger Ketzer am 6. Juli 1415 verbrannt und 1416 mit 
seinem Gesinnungsgenossen, dem Ritter Hieronymus von Prag, 
ebenso verfahren. Das Konzil wurde thatsächlieh 1418 durch 
die Abreise Martins V. nach Rom, formell erst 1422 geschlossen. 
h. Das Verfahren gegen Hus erzeugte im czechischen Volke, 
das den Verbrannten als seinen nationalen Glaubenshelden an¬ 
sah, eine furchtbare Erbitterung sowohl gegen das Konzil als 
gegen den wortbrüchigen Kaiser; und als König Wenzel 1419 
kinderlos starb und den Thron Sigismund hinterliefs, da kam es 
zu einer gewaltigen Erhebung. Man wollte nichts wissen von 
dem Deutschen, nichts von dem Gegner der hussitischen Lehre; 
der Adel wollte auch die Monarchie der Luxemburger nicht 
ferner ertragen, und so entspann sich der furchtbare H u s s i t e n- 
krieg, in welchem Johann Ziska von Trocnow die Czechen an¬ 
führte; den Ritterheeren der Deutschen stellte er die von ihm 
trefflich organisierten Massen Fufsvolks entgegen und schlug die 
Kreuzfahrer, welche die Kirche im Einvernehmen mit dem Kaiser 
aufbot, 1422 bei Deutschbrod; die sog. vier Prager Artikel, 
welche 1420 von den Hussiten unter Leitung der Universität 
Prag aufgestellt wurden, dienten der Partei als Symbol oder ge¬ 
meinsame Glaubensgrundlage; gegen die als Deutsche und Katho¬ 
liken gleich gehafsten Feinde übte man bei Einfällen nach 
Bayern, Sachsen und Schlesien furchtbare Greuel. Nach Ziskas 
Tode 1424 traten die beiden Prokope, Prokopius der Grofse und 
der Kleine, an die Spitze der Bewegung; immer mehr aber schied
	        
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