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©monen entgegen und verwunderten sich seines Treibens etliche
fingen an, ihn zu verlachen, die anderen schüttelten den Kopf: alle
waren darüber einig, er sei von sinnen. Doch jener gebot schweigen
uni) sprach: „folget mir, edle Sachsen, und ihr werdet bald erkennen
wie meine Thorheit euch von nutzen ist." Obgleich ungläubig
folgten sie ihm doch nach. Er aber nahm die Erde, streute sie sein
dünne aus die benachbarten Felder aus und nahm Besik von einem
Vagerplatz. ^
v, ^üutrge das sahen, schien ihnen die Sache unerträg¬
lich, ichtcttcn Gesandte und klagten, daß die Sachsen den Frieden
gebrochen und den Vertrag verletzt hätten. Die Sachsen erwiderten:
„Wir haben den Bund stets unverbrüchlich gehalten; das Land aber,
ins wir mit unserm Gold erworben haben, wollen wir in Frieden
behaupten oder sonst mit den Waffen verteidigen. Da verwünschten
die Eingeborenen das sächsische Gold und erklärten den Mann den
sie kürzlich glücklich gepnejeu hatten, für ihren uud ihres Landes
Unheilbringer. Von Zorn entbrannt, stürmten sie ohne Ordnung
aus das Lager los. Die Sachsen aber empfingen die Feinde wohl
vorbereitet, warfen sie nieder und behaupteten nach dem Rechte des
Kriegs den Besitz des umliegenden Landes.
3. Nachdem nun lange und vielmals von beiden Seiten ge¬
ltritten war, und die Thüringe erwogen, die Sachten wären ihnen
^.stark, so stellten sie durch Boten das Verlangen: es sollten beide
^erle an einem beitimmteit Ort und Tag unbewaffnet zusammen
kommen und neuen Frieden verhandeln/ Die Sachsen erklärten,
day sie dem Verlangen willfahren wollten. — Nun war es in jenen
Tagen hergebrachte Sitte bei den Sachsen, große Messer zu tragen.
Mit dieser Waffe unter den Kleidern zogen sie aus ihrem Vager und
trafen mit den Thüringen an dem bestimmten Orte zusammen. Und
da sie sahen, daß die Feinde unbewaffnet und alle Fürsten derselben
gegenwärtig waren, achteten sie die Zeit für günstig, sich des ganzen
Lames zu beinächtigen, zogen die Messer hervor, stürzten über die
Wehrlosen uud stießen sie alle nieder, also daß nicht einer davon
kam. Dadurch erlangten die Sachsen großen Ruf, uud ein gewaltiger
Schrecken ging oor ihnen her zu den' benachbarten Völkern.
Und etliche erzählen, daß sie von dieser That den Namen be¬
kommen haben, weil ein solches Messer in ihrer Sprache „Sachs"
heißt.
9. Der Langobarden Ausgang.
§as Volk der Langobarden oder der Winiler, das nachmals glück¬
lich in Italien herrschte, ist von deutschem Stamm und hatte vordem
seinen Wohnsitz in dem Lande Skadan an der Elbe und Ilmenau,
das später den Namen des Bardengaues führte und dessen Haupt¬
stadt Bardowik war.
Als die Bevölkerung daselbst, namentlich seit der Ankunft der
Sachen, so angewachsen war, daß sie nicht länger zusammen wohnen
konnten, so teilte man sie in drei Hauseu ab und erforschte durch