und Gernot zum Tode verwundet war. Doch hatte er noch Kraft 
genug, auch gegen Rüdiger einen Schlag zu führen, der den edlen 
Markgrafen tot darnieder streckte. Da lagen nun die beiden herrlichen 
Helden im Tode friedlich neben einander. 
Hagen sprach: „An diesen beiden haben wir einen großen Ver¬ 
lust erlitten. Rächen wir nun ihren Tod an Rüdigers Helden." Da 
begann ein grimmiges Morden, so daß keiner von den Helden aus 
Bechlarn am Leben blieb. 
17. Don der Klage um den gefallenen herrlichen Helden hallten 
Paläste und Türme wieder. Da sandte Dietrich von Bern, der sich 
von dem Kampf entfernt hielt, einen Boten aus, sich nach der Ur¬ 
sache des Wehgeschreies zu erkundigen. Als dieser die Botschaft von 
Rüdigers Tode zurückbrachte, ergriff tiefes Entsetzen den Gotenkönig, 
uud er sandte nunmehr den alten Hildebrand ab, die Burgunder! 
selbst zu fragen, weshalb Rüdiger von ihnen erschlagen worden wäre. 
Als Hildebrand sich gerüstet hatte, standen 'auch die andern 
Helden Dietrichs gewaffnet in dein Saale. Hildebrand sah das nicht 
gern. Sie aber erwiderten: „Wir wollen mit euch gehen; so wird 
es Hagen wohl unterlassen, mit Spott zu euch zu reden." Da er¬ 
laubte Hildebrand, daß sie ihn begleiteten. 
Als sie vor dem Saale ankamen, setzte Hildebrand seinen Schild 
vor die Füße und begann die Burgunden zu fragen: ..O weh, ihr 
guten Helden, was hat Rüdiger euch gethan? Mein Herr Dietrich 
hat mich hergesandt zu fragen, ob der edle Markgraf wirklich von 
eurer Hand erschlagen sei. Nimmer könnten wir solch schweres 
Herzeleid verwinden." Hagen antwortete: „Wohl gönnte ich es euch, 
daß die Märe erlogen wäre! Aber es ist wahr, erschlagen ist 
Rüdiger, den Männer und Frauen nie genug beweinen können." 
Da gab es ein großes Klagen unter Dietrichs Recken, und die 
hellen Thränen rannen ihnen in den Bart. Hildebrand konnte vor 
Seufzen nicht weiter fragen und forderte nur den Leichnam des ge¬ 
fallenen Freundes zur Totenklage und Bestattung. Aber Volker ant¬ 
wortete, daß sie die Treue am besten beweisen könnten, wenn sie sich 
den toten Rüdiger im Kampf aus dem Saale holten. 
Von solcher Rede ward all den Berner Helden der Mut erzürnt, 
und als der grimmige Wolfhart sich von Hildebrand nicht zurück¬ 
halten ließ und gegen den Spielmann anlief, eilten ihm alle seine 
Freunde nach. Der alte Meister sah, daß er den Kampf nicht mehr 
verhindern konnte. Da wollte auch er nicht zurückbleiben und sprang 
in weiten Sprüngen die Treppe hinan. 
Nun ging es an ein Streiten, wie es selten auf Erden erlebt 
worden war. Es war, als ob tausend Schmiede schmiedeten, so 
gewaltig ertönten die Schwertschläge. Besonders grimmig schlug 
der Herzog Sigstab, Dietrichs Schwe'stersohn, darein. 'Als das Volker 
sah, sprang er ihm entgegen und schlug einen so starken Schlag 
auf ihn, daß er tot zur Erde stürzte. „Wahrlich, das soll dem 
Fiedelspieler übel bekommen!" schrie Hildebrand; und so zornig 
stürmte er dabei gegen Volker an, daß dieser nach kurzem Kampfe 
zum Tode wund dalag. Als Hagen das sah, deuchte es ihn das
	        
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