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\7. Kaiser Rudolf von fjabsburg. 1273—1291.
a. Iludotss Wahr. Sein frommer Sinn.
Ehe Rudolf Kaiser wurde, war er nur ein einfacher Graf. Er hatte seinen
Wohnsitz ans der Habichts bürg in der Schweiz. Land und Leute besaß er nur wenig.
Seine Wahl zum Kaiser verdankte er hauptsächlich seinem ekeln, frommen Sinn.
Einmal ritt er mit seinem Knappen auf die Jagd. Da hörte er plötzlich mitten
im Walde ein Glöcklein. Als er dem Klange folgte, sah er einen Priester, der
eben mit bloßen Füßen den angeschwollenen Bach durchwaten wollte. Die Brücke,
die über den Bach führte, war von den reißenden Fluten hinweggerissen worden.
Der Graf von Habsburg.
„Was schaffst du da?" fragte ihn der Graf. „Herr," antwortete der Priester,
„ich walle zu einem sterbenden Mann, der nach der Himmelskost schmachtet."
schnell sprang Rudolf vom Pferde und übergab es dem Priester, der nun darauf
zu dem Kranken ritt. Er selbst aber bestieg das Tier seines Knappen. Als der
Priester am nächsten Morgen das Pferd dankend zurückbrachte, da sagte Rudolf:
„Behüte Gott, daß ich das Pferd je wieder zu Jagd und Streit besteige, das
meiueu Schöpfer getragen; möge es fortan dem göttlichen Dienste gewidmet sein!"
(Gedicht: Zu Aachen in seiner Kaiserpracht.)
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