Full text: Schaumburgische Geschichte

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16. Und das Blut entsprudelt dem grausigen Schlund, 
und über sieh stürzt er und wendet 
drei-, viermal die Augen rollend im Rund, 
drei-, viermal geisselt der Schweif den Grund, 
und streckt sich und zuekt und verendet. 
17. Stola schaut der König im Rreise herum; 
und die Ritter atmen beklommen 
und blicken zu Boden erstaunet und stumm; 
und der Hohe dreht still verachtend sich um. 
Kein Murren ward weiter vernommen. 
K. Streckfuss. 
50. (58.) Winfrieds Tod. 
Im Hofe des Erzbischofs zu Mainz drängte sich an einem sonnigen 
Maimorgen das Volk der Stadt und der Landschaft. Zunächst an den 
Stufen des Palastes standen die geistlichen Brüder, auf der einen Seite 
Priester und Diakonen, auf der anderen Mönche der Klöster, neben ihnen 
die hageren, bärtigen Gestalten der Einsiedler, die ihre Baumzelle verlassen 
hatten, um den Segen des Erzbischofs zu empfangen. Haupt an Haupt 
standen die Leute, aber es war eine feierliche Stille; bekümmert waren die 
Mienen, Thränen in vielen Augen wie bei dem letzten Heimgange eines 
Fürsten. Von den Stufen des Palastes hoben die Schiffslente das Reise⸗ 
gerät, vier Leviten trugen die Truhe des Herrn mit seinen Büchern und 
dem Reliquienschatze zu dem Rheinschiff, dessen Wimpel unter dem Kreuzes— 
zeichen lustig im Morgenwinde flatterte; und bei jedem Stück, das die 
Männer zum Rheine schafften, ging ein banges Gesumme und Seufzen durch 
die Menge. In dem Saale des Palastes stand Winfried im Kreise derer, 
die er lieb hatte, der Bischöfe, seiner Schüler und seiner Landsleute aus 
Angelland, die wie er über das Meer gekommen waren, um die Heiden zu 
lehren. Auch Frauen hatten sich versammelt, mehrere ihm blutsverwandt, 
die meisten geschleiert. Inmitten der gebeugten Schar ragte hochaufgerichtet 
Winfried. Freundlich strahlte sein Auge, als er von einem zum andern 
schritt, leise Worte der Lehre und des Trostes spendend. Als er bei dem 
Haufen der Frauen auch Walburg!) begrüßte, zog sie mit der Hand ihren 
Knaben hervor, warf sich zu seinen Füßen und flehte: „Meinen Sohn, den 
jungen Gottfried, bringe ich dem Herrn, lege doch deine Hand auf ihn, 
Vater, damit sein Leben gesegnet seil“ Winfried lächelte, als er den statt— 
lichen Knaben betrachtete, und seine Hand berührte das lichte Haar. Dann 
nahm er den Knaben, führte ihn zu einem Vertrauten, dem Wi Sturmin 
von Fulda, und wandte sich nach der Thür. Alle Anwesenden sanken auf 
die Kniee, und segnend schritt er zum Äusgange. Da fiel sein Blick auf 
die hohe Gestalt Ingrams, der in seinem Kriegskleide nahe der Schwelle 
kniete. Er hielt an und sprach feierlich: „Dich, Ingram, lade ich heute zu 
mir; willst du noch einmal der Führer meiner Reise sein?“ 
) Walburg war die Gattin des Helden Ingram, der Winfried einst in das Land 
der Thüringer geleitet hatte.
	        
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