Full text: Erzählungen aus der deutschen Geschichte

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mußten sich nach guter alter Sitte mit Wollarbeiten, Spinnen 
und Weber: beschäftigen. 
4. KarlsWirkenindieFerne. — Frommen Sinnes, 
wie er war, besuchte Karl täglich, früh und nachmittags, die 
Kirche. In Aachen baute er einen prachtvollen Dom. Seine 
Wohlthätigkeit erstreckte sich nicht allein auf die eigenen Unter¬ 
thanen, sondern seine milden Gaben gingen sogar über das 
Meer, nach Jerusalem und nach Afrika hin, wo er von notleidenden 
Christen hörte; und hauptsächlich darum unterhielt er Freund¬ 
schaft mit den Königen jener entfernten Länder, daß diese Wohl¬ 
thaten den armen Christen unter ihrer Herrschaft desto sicherer 
zukämen. Die Könige der Araber in Asien und Afrika ehrten 
den großen Christenkaiser, schickten Gesandte an ihn und brachten 
Geschenke dar. Der mächtigste Herrscher des Morgenlandes 
schickte ihm einen Elefanten von wunderbarer Größe, köstliche 
Gewürze, ein prächtiges Zelt und eine Uhr, die durch ihre künst¬ 
liche Einrichtung in Erstaunen setzte. War es 12 Uhr mit¬ 
tags, so sprangen an der einen Seite derselben Thüren auf, 
und es ritten 12 Reiter hervor und an der andern Seite wieder 
hinein. Karls Gegengeschenke bestanden in Pferden, treff¬ 
lichen Jagdhunden, feiner Leinwand und anderen Weber¬ 
arbeiten, welche die fränkischen Frauen sehr geschickt zu fertigen 
verstanden. 
5. Karls Psalzen. — Eine bestimmte Residenz hatte 
Karl nicht. Er war bald hier, bald dort; am liebsten jedoch 
wohnte er zu Aachen und zu Ingelheim (bei Mainz) am Rhein. 
Dort hatte er sich prachtvolle Schlösser (Pfalzen) erbaut. In 
Aachen schätzte er vorzüglich die warmen Bäder, die schon den 
alten Römern bekannt waren. Während seiner letzten Lebens¬ 
jahre wohnte er beständig dort. 
6. Karls Ende. — Diese letzten Jahre des großen Kaisers 
waren durch recht schmerzliche Verluste getrübt. Zwei treffliche 
Söhne starben ihm, und so blieb ihm nur sein jüngster Sohn, 
Ludwig, übrig. Als der Kaiser fühlte, wie seine Kräfte ab¬ 
nahmen und sein Ende herannahte, versammelte er in Aachen 
die Großen seines Reiches und stellte ihnen seinen Sohn Ludwig
	        
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