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Hausen, von Kerstlingerode u. a., zu Göttingen einleiten wollte und
die Huldigung empfangen. Vier Ratsherren, der Stadthauptmann,
Diener und junge Gesellen, aufs beste gerüstet, ritten ihm mtt
60 Pferden entgegen und führten den Herzog in die Stadt. Und
da er sich nun ausgezogen hatte, ließ der Rat ihm zur Stunde
schenken 10 Kannen Weines, 10 Malter Hafer, 1 Faß Einbecker
und 1 Faß Göttinger Bieres und schickte darnach sechs Ratsherren, ine
hießen den Herzog willkommen. Und am anderen Morgen ging
der Herzog mit seinen Mannen, der Rat und die Bürger zur
Messe in die Johanniskirche. Als nun die Messe aus war, ritt der
Herzog vor das Rathaus; da saß er ab und ging mit seinen
Räten hinein. Der Herzog hatte aber einen Brief schreiben lassen,
den gab er dem Rate; und in demselben Briefe versprach er, daß
er den Ehrsamen, Lieben uud Getreuen, Rat und Bürgern der
Stadt Göttingen, mit gutem Willen befestige und bestätige
alle Rechte, Freiheiten und Gewohnheiten, die sie bisher gehabt
hätten. Er sagte auch, daß er den Rat und die Bürger treulich
wolle verteidigen, beschützen und beschirmen.
3nhalt: Der Herzog bestätigt den Bürgern alle alten
Rechte und verspricht ihnen Schutz.
b. Da nun dies geschehen war, sagte der Rat, daß sie nmt
nach gelobter Weise dem Herzog huldigen wollten, taten alle Hand-
gelübde, daß sie ihm treu unb hold sein wollten, und ließen läuten
des Rates Glocken breimal nacheinander, bamit bie Bürger auf
betn Markte zusammen kämen; ließen auch währenb bes Läutens
auf ber Vorlaube bereiten einen Vierpaß von Dielen, auf Hölzer
gelegt, eines Fußes hoch, ließen ihn mit Teppichen belegen, bret
Stühle mit Kissen baraitf setzen, auch ein golden Stücke vor ihn
auf unb über bie Mauer ber Vorlaube in ben Markt hängen unb
auf btefelbe Mauer auch brei Kiffen legen. Da man bett
Bürgern läutete, ließ ber Rat alle Tore ber Stabt zuschließen so
lange, bis bie Huldigung geschehen war.
Inhalt: Vorbereitung zur Hulbigung.
c. Unb ba mm bie Bürger auf ben Markt gekommen waren,
ging ber Herzog mit feinen Räten auf bie Vorlaube. Er trat
auf ben Vierpaß, aber feine Räte unb guten Mannen blieben zur
rechten Hanb auf ber Vorlaube stehen. Der Rat, alter unb neuer,
ging auch auf bie Vorlaube unb blieb ba stehen bem Herzoge
zur linken Hanb. Alsbann hat ber Worthalter bes Rates zu
den Bürgern gesagt: „Lieben Freunde, der hochgeborene, erlauchte
Fürst Herr Wilhelm, zu Braunschweig und Lüneburg Herzog,
unser gnädiger lieber Herr, hat uns bestätigt unsre Rechte, Ge¬
wohnheit und Freiheit, auch zugesagt, uns treulich zu verteidigen.
Darauf hat der Rat ihm gelobt, treu und hold zu fein, und will