Full text: Zwölf denkwürdige Schlachten der preußischen Armee

— 15 — 
marschierte und am 2. Oktober vor Breslau ankam. Er ging nun 
aufs linke Ufer der Oder zurück und nahm zwischen der ^ Stadt 
und der Lohe eine feste Stellung, wagte aber, da er sich zu schwach 
fühlte, keine entscheidende Bewegung. Er hatte notgedrungen durch 
Abgabe von Truppen an die schlesischen Festungen seine ohnedies 
schwache Armee noch mehr schwächen müssen. Das seit dem 13. Oktober 
von Nadasdy mit 30000 Östreichern eingeschlossene Schweidnitz fiel 
am 12. November. Als das Belagerungskorps von Schweidnitz zurück¬ 
gekehrt war, griff Karl von Lothringen die Preußen am 21. November 
an. Es kämpften 80000 östreicher gegen 30000 Preußen. Der linke 
Flügel unter Ziethen behauptete das Dorf Kleinburg. Das Zentrum und der 
rechte Flügel wurden dagegen aus Gräbschen, Groß-Mochbern und Schmiede¬ 
feld bis unter die Wälle Breslaus zurückgedrängt. Die Schlacht war ver¬ 
loren. Die geschlagenen Preußen zogen sich in der Nacht durch die Stadt 
aufs rechte Oderufer zurück. Ant Morgen des 24. November fiel der 
Herzog von Bevern bei einem Erkundigungsritt in der Nähe von 
Ransern den Kroaten in die Hände. General Kyan, der als ältester 
General den Oberbefehl übernahm, trat sofort den Abmarsch nach 
Glogan an. Am 24. November ergab sich das im Stich gelassene 
Breslau den Östreichern. Es spielten sich bei dieser Übergabe schmähliche 
Auftritte ab, welche so recht die allgemeine Mutlosigkeit kennzeichnen. Von 
einer 4—5000 Mann starken Besatzung liefen die meisten davon oder 
gingen zu den Östreichern über. Von einem Bataillon z. B. zog nur der 
Fahnenjunker mit der Fahne, vom Regiment Schnltze zogen nur 10 
Mann aus; im ganzen fielen den Östreichern 479 Mann und 120 Offi¬ 
ziere mit 48 Fahnen in die Hände. 
3. Der Zug des Königs nach Schlesien. Der König war am 
13. November mit etwa 14000 Mann von Leipzig aufgebrochen, um 
Schlesien zu Hilfe zu eilen. Mit einer kleinen Heeresabteilung hatte General 
Keith einen Einfall in Böhmen gemacht und den Glauben veranlaßt, 
daß es auf Prag abgesehen sei, so daß die in Sachsen befindlichen 
Östreicher eiligst zurückgingen. Dadurch wurde für den König die Straße 
nach Schlesien frei. Am 28. November, nachdem er in 16 Tagen 
fast 300 km zurückgelegt hatte, traf er in Parchwitz ein. Hier wurden 
den ermüdeten Truppen einige Ruhetage gegönnt, während welcher Ziethen 
von Glogau aus dem Könige die Reste der Bevernschen Armee, nur 
noch 18000 Mann, sowie schweres Geschütz (10 Zwölspsüuder und 
7 Mörser) aus der Festung zuführte. Dadurch stieg des Königs Heer 
ans 32000 Mann, freilich wenig mehr als x/s der feindlichen Kriegsmacht.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.