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chis zwischen den Flüssen Phasis und Bathhs;
die Hauptstadt Archaiopolis laß ans steiler Fels¬
höbe am Phasis.
Leager, Asaygog, Sohn des Glankon, ein
vornehmer Athener, führte 465 v. C. mit dem
Dekeleier Sophanes 10,000 athenische Ansiedler
nach Thrakien, um Enneahodoi (später Amphipo-
lis) zn bevölkern. Dieser erste Colonisationsversnch
inislang: da die Colonisten ins Innere drangen,
wurden sie bei Drabeskos von den Thrakern über¬
fallen und niedergemacht. Thue. 1, 100. Hdt.
9, 75.
Leaina, Ascuvcc, athenische Hetäre, die auch
auf der Folter nicht die Verschwörung des Har¬
modios und Aristogeitou verrieth. Zu ihrem An¬
denken errichteten die Athener ein Standbild, eine
Löwin ohne Zunge darstellend. Paus. 1, 23, 1.
Leander, AiavSgog, ein Jüngling zu Abydos,
der allnächtlich zu der vou ihm geliebten Hero,
einer Priesterin der Aphrodite zu Sestos. geleitet
von der Leuchte auf dem Thurme zn Sestos, über
den Hellespont schwamm. Aber in einer stürmi¬
schen Nacht, in welcher die Leuchte erlosch, wurde
er ein Raub der Wellen. Als Hero am Morgen
seinen Leichnam am Ufer sah, stürzte sie sich zu
dem Geliebten hinab. Die Sage ist in einem
kleinen Epos von Mnsaios (s. Musaios, 4.) be¬
handelt-. Ov. Her. 18. 19.
Learchos s. Athamas.
Lebadeia, AsßaSsia, i. Livadia, Stadt Boio-
tiens westlich von der Kopa'i's am Fuße eines
Felsens, dem die Quelle Herkpua entströmt. Nach
Pausauias erwähnt Homer (II 2, 507.) L. schon
unter dem Namen Mi'Ssik, welches anf dem Fel¬
sen selbst lag. Erst nach dem Verfall der übrigen
Städte hob sich L. bedeutend, und zwar besonders
durch das berühmte Orakel des Trophonios (Hdt.
1, 46. 8, 131. Liv. 45, 27 ), welches sich unweit
der Stadt, schon im 6. Jahrh, von Kroisos befragt,
oberhalb des heiligen Haines, in dem der Tem¬
pel des Trophonios mit einer Statue von Praxi¬
teles stand, auf dem Berge befand und eine in
Form eines bienenkorbartigen Gewölbes nach Art
der f. g. Thesauren (s. Baukunst, 1.) künstlich
ausgebaute unterirdische Höhle war. Paus. 9,
39. 5 ff.
Lebaia, Aeß.aii], die Residenz eines alt make¬
donischen Königs im obern Makedonien, nur von
Herodot (8. 137 ) genannt.
Lebedos. Afßsdog', eine in älterer Zeit blü¬
hende ionische Stadt in Lydien, 4 Meilen nord¬
westlich von Kolophon gelegen. Als Lpsimachos
einen Theil ihrer Bewohner nach Ephesos ver-
vflanzte. tank die Stadt bedeutend und war zu
Horaz' Zeit unbedeutend (ep. 1, U. 7.). Einiger¬
maßen hoben dann die feierlichen Wettkämvfe zn
Ehren des Dionysos die Stadt wieder, welche von
der dem Gotte geweihten Schauspielertruppe ge¬
geben wurden, die von Myonnesös (früher in
Teos) hieher versetzt wurde. Hdt. 1, 142. Thue.
8, 19. Strab. 14, 643.
Leben, A?ßr/v, A?ßr,va, die Hafenstadt von
Gortyn auf Kreta, dem Namen nach eine alt-
phoinikische Ansiedelung. In der Mitte des Orts
lag ein berühmter, viel besuchter Tempel des
Asklepios. Strab. 10, 478.
Lebinthos, Afßivd-ot:, eine kleine Svoraden-
insel des aigaiischen Meeres zwischen Amorgos, -
ectisterniimi.
Kalt,nina nnd Astypalaia, j. Lebitha. Ov. met.
8, 222.
Lechaion, Asxa^ov, ein Flecken ant korinthi¬
schen Meerbusen. 12 Stadien nördlich von Korin¬
th os nnd mit dieser Stadt durch Mauern ver¬
bunden, Hafen für die von Westen kommenden
Schiffe, welche in einem künstlichen Baffin sichere
Aufnahme fanden; auch Hauptstation für die
Kriegsflotte. Xen. Hell. 4, 4, 17. Ages. 5, 17.
S. Kor inthia, 4.
Lectlca, cpogsiov, das in Griechenland, Asien
und Rom gewöhnliche Tragbett, bestehend ans
einem Hölzernen Gestell, auf dem eine Matratze
und ein Kopfkissen lag, und aus 2 langen Quer¬
stangen zum Trageu (asseres). In Griechenland
bedienten sich der Sänften vor der makedonischen
Zeit eigentlich nur Frauen und Kranke. Nachher
ward Luxus damit getrieben. Gewöhnlich war
die lectica wie ein Palankin mit Vorhängen (vela),
später sogar mit Glasfenstern versehen und über¬
haupt auf das Prachtvollste ausgestattet. Reiche
Leute hatteu ihre eigenen Sänftenträger (lecti-
carii, calones), natürlich kräftige Sklaven, unter
den Kaisern in rothe Livree gekleidet. Doch
konnte man sie auch miethen. Die größte Zahl
war 8 (octophoros, Cie. Verr. 5, 11.), die ge¬
ringste 2, je nach der Größe der lectica und dem
Rang des Getragenen. Ans Reisen war der Ge¬
brauch der Sänften allgemein, in der Stadt aber
auf Frauen nnd Kranke beschränkt, bis durch die
Kaiser auch die Männer dazu geführt wurden.
In einem vornehmen Hanshalte gab es solcher
lecticae mehrere. Für weniger Bemittelte waren
dieselben zn miethen, und solche Sänftenträger
hatten an mehreren Plätzen der Hauptstadt ihre«
Staudort (castra lecticariorum). — Die Todten-
bahre und das Paradebett hieß lectica oder
lectus funebvis, s. Bestattung, II.
Lectisternium (von lectos sterilere, Polster
ausbreiten), auch pulvinar und pulvinaria ge¬
nannt, bei den Römern ein Götte nun hl, wobei
die Bildnisse der Götter auf Polster gelegt und
ihnen Speisen vorgesetzt wurden. Man unterschied
regelmäßig wiederkehrende und außerordentliche
Lectisternien. Solche von der ersten Art kamen
ans dem Capitol zur Zeit der römischen oder
plebejischen Spiele vor für Jupiter, Juno und
Minerva. Das Bild des Jupiter wurde auf ein
Polster geleat, während die beiden Göttinnen ihnt
zu beiden Seiten auf Stühlen saßen. In meh¬
reren Tempeln wurden solche regelmäßigen Götter,
schmause fast täglich veranstaltet (lectisternia di-
urna, Liv. 36. 1.). Das Eolleginm, welches die
ordentlichen Lectisternien besorgte, waren die
Triumviri, später Septemviri Epulones. Außer¬
ordentliche Lectisternien von 3, 8 und noch mehr
Tagen faubeit bei glücklichen oder unglücklichen
Ereignissen, die den Staat betrafen, statt und
wurden immer einer größeren Zahl von Göttern,
welche paarweise gelegt wurden, gebreitet.' Die
Anordnung derselben wurde bestimmten Genossen¬
schaften übertragen. Mit dem Tempelmahl war
eine öffentliche Speisung (convivium publicum)
verbunden. Liv. 5, 13. 12, 10. 40, 59. Cie. LJis.
3. Cat. 3, 6. it. 10. Ein Lectisternium für blos
weiblicheGottheiten. nur von verheirateten Fraueu
gefeiert, scheint sellisternium geheißen zu ha¬
ben. Tac. arm. 15, 44. Val. Max. 2, 1, 2.