V. Die Missionen. Z11
die Weißen sich reißend vermehren. — Auf die Sand-
wichinseln, unter welchen Hawaii die größte ist, kam
1820 eine amerikanische Mission, nachdem sie eben ihren
alten Götzendienst, der ihnen durch die Grausamkeit der
Priester unerträglich geworden war, abgeschafft hatten,
ohne zu wissen, was sie jetzt anbeten sollten. Die Mis¬
sionare wurden mit den Worten empfangen: „Wir haben
keine Religion mehr; gebt uns eine andere; wir warten
auf neue Lehrer." Da hatte also auch bald das Evan¬
gelium Wnrzel gefaßt. Ueberall aber verbreiteten sich zn
gleicher Zeit Kultur, Sittsamkeit, Friedfertigkeit, gute
Regieruugseinrichtnngen; in allen Sprachen "wurde"die
Bibel verbreitet. Die Hawaiigruppe bildet jetzt einen t
christlichen Staat, dessen Hauptstadt Honolulu sich
durchaus europäisch darstellt. Doch schmolzen die Ur¬
bewohner, die Kanakas auf 50,000 zusammen, wogegen
besonders Chinesen und Amerikaner einwandern. — Auf
Tahiti, Nencaledonien, Gambier- und Marquesas-,
inseln haben sich die Franzosen festgesetzt, um deu Katho¬
licismus einzuführen oder doch den englischen Einfluß zu
bekämpfen. Es gelang ihnen wenigstens, viele zu ver¬
wirren ; wie auch andere Weiße durch Menschenraub, um
Arbeiter für die Bergwerke Perus uud die Pflanzungen
Queenlands zu gewinnen, dem Christennamen Schande
und ganzen Inselgruppen tiefe Schäden bereitet haben.
3. Missionen in der übrigen Welt.
§ 116. Unterdessen wurde zu Haus das Missions¬
interesse immer reger und lebendiger. Zu Berlin ent¬
stand 1800 ein Missionsseminar, das mitten unter deu
Kriegsunruhen Knechte Christi aussandte. In Nord¬
amerika bildeten sich seit 1808 viele besondere Gesell¬
schaften , ebenso in Großbritannien. In Deutschland
gab seit 1816 Basel eine neue Anregung. In Barmen,
Berlin, Dresden, Bremen, Hermannsburg bildeten sich
weitere selbständige Gesellschaften. Paris hat seit 1824
ein Institut. Holland, Dänemark, Schweden, Nor-