Full text: Der Verlauf des Weltkrieges

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Südhälfte mit der Nordhälfte keine unmittelbare Verbindung 
mehr hatte, und beinahe märe es wieder gelungen, bei Wilna und 
Smorgon ein großes russisches Heer einzukreisen,' nur mit knapper 
Not und großen Verlusten entrann es (Mitte September). — Ent¬ 
setzlich war das Schicksal der Bevölkerung. Die Kosaken trieben 
in allen ©den Greise, Weiber, Kinder aus den Häusern und 
zündeten diese an, damit die heranrückenden Deutschen kein 
(Quartier fänden. Die vertriebenen zogen, Hunderttausende, aller 
Habe beraubt, durch Sümpfe und Wälder ins Innere Rußlands, 
wo viele elend umkamen. Rndere wurden von den Russen im 
Gefecht als Deckung der Soldaten den Deutschen entgegengetrieben! 
Ein weiteres Eindringen der deutschen Heere in Rußland 
war einstweilen nicht beabsichtigt. Die anfangs längs der oft* 
preußischen und polnischen Grenze stark gebogene deutsche Kampf¬ 
linie war fast gerade geworden; sie reichte bis zum Januar 1917 
von Schlock (Rigaische Bucht) am westlichen Ufer der Düna ent¬ 
lang nach Dünaburg-Smorgon-Pinsk-Strypafluß zum Dnjestr. 
(1100 km). Ruch hier entstanden zusammenhängende, wohl¬ 
befestigte Schützengrabenlinien mit unablässigem Kleinkriege. 
D. Fortsetzung und Ende des Krieges gegen 
die Buffett. 
10. "Die Kämpfe des 3of?tres 1916. Die Russen machten 
für ihre Niederlagen den bis dahin allgewaltigen Großfürsten 
Nikolai verantwortlich. Der Zar, sein Neffe, schickte ihn als 
Oberbefehlshaber nach dem Kaukasus gegen die Türken (No. 5, 2) 
und übernahm selbst die Oberleitung an der russischen IDestgrenze. 
3m Laufe des Winters wurden aus den ungeheuren Menschen¬ 
massen des Riesenreiches neue Heere gebildet, denen die Ameri¬ 
kaner und Japaner die nötigen Munitionsmengen lieferten. 
Schon in der Weihnachts- und Neujahrsschlacht in 
Galizien gegen die Heeresgruppe Hindenburgs (24. Dezember 
1915—15. Januar 1916) am Sereth und an der Strqpa, auf 
einer Kampflinie von 130 km hatten die Russen vergeblich einen 
großen Durchbruch versucht. Ein anderer, nordöstlich von Wilna, 
von Driswiatq- bis zum Naroczsee, ist „in Sumpf und Blut erstickt". 
Erst Juni 1916 gelang es ihnen, mit ihrer großen Überzahl die 
Österreicher in (Dstgalizien zurückzudrängen und ihnen fast 
die ganze Bukowina wieder abzunehmen. Deutsche Truppen
	        
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