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Das Zeitalter Friedrichs des Großen.
§ 40. 41.
die Kaiserin Elisabeth einverstanden und erklärte sich auf eine Anfrage
aus Wien bereit, sich sofort an dem Kampfe gegen Preußen zu beteiligen.
So war Preußen vollständig vereinzelt. Seinen Gegnern schlössen sich
auch Sachsen und Schweden an, während England zunächst nicht zur Unter-
ftütznng Friedrichs verpflichtet war.
Verrat der Jahrelang war der König über diese diplomatischen Vorgänge im
Dunkeln geblieben, bis er durch Spione an der österreichischen Botschaft
in Berlin und in der Kanzlei zu Dresden genaue Nachrichten, ja Ab-
schristen der wichtigsten Schriftstücke erhielt. Im Sommer 1756 lief die
zuverlässige Nachricht ein, daß in Böhmen österreichische und in Kurland
russische Truppen zusammengezogen würden, und daß die Absicht bestehe,
ihn im folgenden Frühjahr von zwei Seiten her anzugreifen. Eine An-
frage in Wien, was die Truppenansammlung in Böhmen zu bedeuten
habe, wurde ausweichend beantwortet, eine zweite, ob man ihm versprechen
könne, daß er weder in diesem noch im nächsten Jahre angegriffen würde,
sogar mit Entrüstung zurückgewiesen.
§ 41. Drei Angriffsfeldzüge (1756—1758). Schon längst war
Friedrich entschlossen, den Angriff feiner Feinde nicht abzuwarten, sondern
Einmarsch in ihm zuvorzukommen. Als er die letzte Autwort erhielt, überschritt er am
Sachsen. 28. August 1756 die sächsische Grenze. Das nächste Ziel des Feldzuges
war die Besetzung Sachsens, ohne dessen Besitz er Schlesien nicht verteidigen
konnte. Darauf gedachte er in Böhmen einzurücken und Osterreich womöglich
niederzuwerfen, ehe die russischen oder französischen Heere einträfen, ein Plan,
der an dem zähen Widerstande der sächsischen Truppen scheiterte.
In Dresden angekommen, bot Friedrich dem Könige August III.,
dem als Berater Graf Brühl zur Seite stand, ein Bündnis an; als
jedoch König August, der sich auf die Festung Königstein geflüchtet hatte,
dieses Anerbieten ablehnte, veröffentlichte Friedrich zu seiner Rechtfertigung
aus den Akten des Dresdener Archives die Beweise der kriegerischen Ab-
sichten seiner Gegner. Das sächsische Heer, das unterdessen von den
Pirna. Preußen bei Pirna eingeschlossen worden war, behauptete sich wochenlang
in einer unangreisbaren Stellung. Als der österreichifche Feldmarschall
Brown zur Befreiung der Sachsen aus Böhmen heranrückte, wurde er
L°w°sitz. bei Lowositz (dort, wo die Elbe das Mittelgebirge durchbricht) von
Friedrich nach siebenstündigem schwerem Kampfe zurückgeschlagen. Vier-
zehn Tage später ging die sächsische Armee in Kriegsgefangenschaft.
Während es die Offiziere ablehnten, in preußische Dienste zu treten, wurden
die Mannschaften ungefragt für den König von Preußen vereidigt und nach
den preußischen Festungen abgeführt; aber nur etwa ein Drittel von ihnen
kam dort an, da die meisten fahnenflüchtig wurden. Während des Krieges
wurde Sachsen wie eine preußische Provinz behandelt; die Staatsem-
künfte floffen in die Kaffen des Königs. Der Einfall in Böhmen mußte
aufgegeben werden, da die Jahreszeit zu weit vorgeschritten war; der
sächsische Hof war nach Warschau geflohen.