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Komm, sollst mich deine Mutter nennen 
Du lieber Sänger, weile hier!" 
Und unter's Dach führt sie den Armen 
Und fragt und forscht nach seiner Not; 
An ihrem Herd soll er erwärmen, 
Sich sättigen an ihrem Brot. 
So wuchs heran der Martin Luther 
Erzogen in der Wittwe Haus, 
Und es erblüht der frommen Mutter 
Ein ewig frischer Kranz daraus; 
Denn wo von Luther wird gesungen, 
Fängt man mit diesem Liede an, 
Und dankbar rühmens alle Zungen, 
Was an dem Kleinen sie gethan. 
R. K. H a g e n b a ch. 
35, Bon Luthers Käthe. 
Unser großer Reformator Luther lebte mit seiner Gemahlin im 
herzlichsten Einverständnis. Zwölf Jahre nach seiner Verheiratung 
schreibt er: „Wenn ich ein junger Mann wäre, so wollte ich doch, 
wenn mir gleich eine Königin nach meiner Käthe angeboten würde, 
lieber sterben, als zum zweitenmale mich verehelichen. Ich kann 
keine gehorsamere Frau bekommen, ich müßte mir denn eine aus 
Stein hauen lassen." 
Bei aller Derbheit Luthers war dieser doch auch außerordentlich 
leutselig und voller Humor, besonders auch gegen seine Gattin, so 
nannte er sie oft scherzend „Herr Käthe"; aber er fühlte sich wohl 
unter ihrem Hausregiment, wie ein jeder, welcher „täglich in Büchern 
vergraben ist, so daß Fenster, Bänke und Geräte davon voll liegen", 
wie Luther von sich aussagt; er konnte ruhig bei seiner Arbeit bleiben. 
Das Hauswesen führte Katharina vorzüglich. 
Als ein in Wittenberg lebender Engländer einen Lehrer der 
deutschen Sprache suchte und Luther von ihm um Vermittelung ge- 
beteu wurde, so empfahl er scherzend seine Käthe mit den Worten: 
„Die ist beredt, sie kann's so fertig, daß sie mich weit damit über¬ 
windet." 
Seinem gehorsamen Weibe gegenüber war er, wie sich's gebührt, 
auch ein geduldiger Mann, der gern anerkannte, daß der Hausfrau 
gar mancher Verdruß erwächst, dem der Mann weniger ausgesetzt ist. 
„Da gleich ein Weib," schreibt er, „etwas bitter ist, so soll man 
Geduld mit ihr haben, denn sie gehört ins Haus, und das Gesinde
	        
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