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brauche treue Männer!" Und welcher gute Sachse konnte einem Könige
wie (Dtto etwas abschlagen?
So sollte denn der mutige Knabe mit seinem Könige ziehen, und
als (Dtto ihn fragte: „Hermann, willst du mit mir gehen?" da antwortete
der Knabe freudig: „Ich will mit dir ziehen; du bist der König, denn
du schützest das Recht."
Und Hermann Billung wurde nachmals Ottos treuer Freund und
schützte wie sein König das Recht. Und als (Dtto die Ungarn danieder¬
geworfen, alle seine Feinde bezwungen und Italien zum Reiche gebracht
hatte, als sein Haupt mit der römischen Kaiserkrone geschmückt war, da
verlieh er das väterliche Herzogtum seinem wackeren Kampfgenossen, dem
Hermann Billung. Anderthalb Jahrhunderte hat dessen Geschlecht im
Sachsenlande geblüht.
Bermann Bäßler, regen aus allen Gauen. Berlin, Decker.
50. Der gleitende Purpur. 948.
1. ,,(Eia Weihnacht! Eia Weihnacht!"
Schallt im Münsterchor x) der Psalm der Knaben.
Kai|er Otto lauscht der Mette,
Diener hinter sich mit Spend' und Gaben.
2. (Eia Weihnacht! (Eia Weihnacht«!
heute, da die Himmel niederschweben,
Wird dem Elend und der Blöße
Mäntel er und warme Röcke geben.
3. hundert Bettler stehn erwartend —
(Einer hält des Kaisers Knie umfangen
Mit den wundgeriebnen Hrmert,
Dran zerrißner Fesseln Enden hangen.
4. ,,Schalk! Was zerrst du mir den Purpur r
harr und bete! Kennst du mich als Kargen?"
Doch der Bettler hält den Mantel
Fest und jammert: „Kennst du mich, den Argen?
5. Du Gesalbter und (Erlauchter!
Kennst du mich? ... Du baft mit mir gelegen,
Mit dem Siechen, mit dem Wunden,
Unter eines Mutterherzens Schlägen.
6. Rus demselben Wollentuche
Schnitt man uns die Kappen und die Kleider!
Rus demselben Psalmenbuche
Sang das frische Jugendantlitz beider!
7. Heinz, wo bist du? Heinz, wo bleibst du?
hast zum Spiele du mich oft gerufen
Durch die Säle, durch die Gänge
Ruf und ab der Wendeltreppe Stufen . . .
1) Dom zu Frankfurt a. Main.