Full text: Aus der deutschen Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters (Teil 1)

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Alleinherrschaft vor. So kam es zu Kämpfen mit den eigenen Anver¬ 
wandten, in denen Armin dann gefallen ist. 
Aber seinen Ruhm hat uns ein römischer Schriftstellers selbst ver¬ 
kündigt. Deutsche Dichter haben ihn besungen, und Kaiser Wilhelm I. 
hat selbst das Denkmal2) geweiht, das ihm auf dem Teutoburger Walde 
das dankbare Volk gesetzt hat. 
Wagner-Lampe, Sagen und Lebensbilder. 
7. Die Schlacht im Teutoburger Walde. 9. n. Chr. 
Die Römer hatten einige Gebiete zwischen Rhein und Weser erorbert und 
hielten sie in Besitz, hier standen römische Soldaten im Winterquartier und 
gründeten Kolonien. Schon nahmen-die Barbaren ihre Sitten an. Sie stellten 
sich zu den Markten ein und lebten mit den Römern in friedlichem verkehr. 
Rber sie konnten doch der Sitten ihrer Väter, ihrer Landesgebräuche, ihrer, 
ungebundenen Lebensweise und der Macht, die ihre Waffen ihnen verliehen, 
nicht ganz vergessen. So lange sie von den Römern nur allmählich und 
mit großer Behutsamkeit ihrer alten Sitten entwöhnt wurden, empfanden 
sie die Veränderung ihrer Lebensweise nicht drückend und merkten es kaum, 
wie sie andere wurden. RIs aber der Römer (Quintilius varus, der 
vorher Statthalter in Syrien gewesen war, zum Oberbefehlshaber in Ger¬ 
manien ernannt wurde, wollte dieser das Volk mit einem Male umwandeln; 
er behandelte die Germanen herrisch und erpreßte von ihnen wie von Unter¬ 
tanen Tribut. Das wollten sie sich nicht länger gefallen lassen. Die Häup¬ 
ter des Volkes sehnten sich nach der früheren Herrschaft zurück, und die 
Menge fand die frühere, hergebrachte Regierungsweise besser als die jetzige 
Zwingherrschaft der Fremden. Mit Kummer blickten die Germanen auf 
ihre Schwerter, die der Rost bedeckte, und auf ihre Rosse, die müßig standen. 
Ein Iüngling von edlem Geschlechte, tapferen Rrmes und gewandten 
Geistes, namens Rrmin, ein Sohn Segimers, des Fürsten der Cherusker, 
gedachte, die Sorglosigkeit des römischen Befehlshabers sich zu nutze zu 
machen. (Er hatte früher die Römer auf vielen Feldzügen begleitet und 
besaß außer dem römischen Bürgerrecht auch den Rang eines römischen 
Ritters. Jetzt dachte er gar klug, niemand sei leichter zu überwältigen, als 
wer nichts fürchte, und nichts sei öfter der Rnfang des Unglückes gewesen 
als Sorglosigkeit und das Gefühl der Sicherheit. Zuerst weihte er wenige, 
dann mehrere als Genossen in seine Pläne ein. Daß es möglich sei, die 
Römer zu besiegen, behauptete er mit Zuversicht, überzeugte davon auch 
seine Gefährten, und er bestimmte eine Zeit zum Überfall. Das wurde Darus 
durch einen Cherusker, Hamens Sege st, angezeigt. Rber das waltende 
Schicksal hatte den Geist des Darus verdunkelt. 
(Einen offenen Rufstand wagten die Germanen nicht, weil sie meinten, 
die Zahl der Römer, die am Rheine und im Innern des Landes standen, 
sei zu groß. Sie nahmen vielmehr den Darus so auf, als ob sie allen 
seinen Forderungen sich fügen wollten, und lockten ihn vom Rheine weiter 
in das Land der Cherusker und bis zur Weser. Ruch hier lebten sie mit 
ihm in Frieden und Freundschaft und ließen ihn glauben, daß sie auch 
ohne die römischen Waffen den Befehlen der Römer gehorchen würden. 
1) Cacitus, Annalen, vergl. Dio Lassiu- 56,19ff., vellejus II, 118f. Florus IV, 
Sueion 25., Strabo VII, 1. 
2) am 16. August 1875.
	        
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