Full text: Aus der deutschen Geschichte vom Beginne des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart (Teil 3)

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Puder ließ mit Rücksicht auf die knapp werdende Munition sofort das 
Feuer einstellen, da in der Dunkelheit gezielte Schüsse doch nicht mehr 
abgegeben werden konnten. Wie mit einem Schlage war das Feuer auf ^ 
deutscher Seite abgestoppt, ein Beweis, wie fest die Truppe trotz der ge¬ 
fährlichen Lage noch in der Hand ihrer Führer war. Gewehr im Anschlag 
harrten die deutschen Schützen in der Hoffnung aus, daß ihnen eine der 
Nachbarabteilungen doch noch Hilfe bringen würde. So mochte etwa 
eine gute halbe Stunde vergangen sein, da regte es sich plötzlich wieder 
im Busche, mehrere Leute in Cordanzügen wurden im Halbdunkel sicht¬ 
bar, welche von ferne riefen: „Nicht schießen, nicht schießen! Wir sind 
es!" Sollte sich etwa die Spitze der Abteilung Mühlenfels nähern? Haupt¬ 
mann Puder ließ das Losungswort „Viktoria" rufen, und jetzt wurde 
aus zahlreichen Kehlen von drüben her mit lautem „Viktoria" geant¬ 
wortet. Schon wollte man den Rufenden entgegengehen, da erkannte 
man im letzten Augenblick, daß es doch der Feind war, und daß ihm seine 
Kriegslist fast gelungen wäre. Hauptmann Puder kommandierte un¬ 
verzüglich „Feuern!", und ein gewaltiges Schnellfeuer schlug den vor-, 
kommenden Schwarzen entgegen, die nunmehr mit lautem Geschrei 
in der Dunkelheit auseinanderstoben. Wieder trat Totenstille ein. Die 
deutschen Schützen lagen nochmals eine volle Stunde gefechtsbereit, 
aber nichts rea+e sich mehr im Busche. Der Feind schien jetzt tatsächlich 
abgezogen zu sein. 
Nunmehr ließ Hauptmann Puder die Seitengewehre aufpflanzen 
und trat gegen 8 Uhr abends unter Mitnahme sämtlicher Verwundeter 
den Rückmarsch nach dem Lager an. Lautlos zog die Kolonne in der 
stockfinsteren Nacht durch den Busch, ohne jedoch vom Feinde noch irgend¬ 
wie belästigt zu werden. Von der Artillerie war nirgends mehr etwas 
zu sehen. Sie hatte früher den Rückmarsch zum Lager angetreten. Major 
v. der Heyde, der sich im Lause des Gefechts von der Infanterie wieder 
zurück zur Artillerie begeben hatte, hatte die Batterien etwa 600 m hinter 
den Schützen gefunden. Da es bereits anfing zu dunkeln und die 2. Bat¬ 
terie sich verschossen hatte, erteilte er der Artillerie den Befehl, zum Lager 
zurückzumarschieren. Der Rückmarsch vollzog sich in der Dunkelheit un- 
belästigt vom Gegner. Die weiter rückwärts stehenden Handpferde schlossen 
sich den Batterien an. Alle Versuche der Hereros, sich in Besitz der Hand¬ 
pferde zu setzen, waren dank des umsichtigen und energischen Verhal¬ 
tens" des Feldwebels Glembowicky, der bei den Handpferden den Be¬ 
fehl führte, vereitelt worden. Als die Hereros die Erfolglosigkeit ihres 
Beginnens sahen, ließen sie davon ab, um sich mit vereinten Kräften 
auf die Infanterie zu stürzen. •( 
Major v. der Heyde hatte sich, nachdem er der Artillerie befohlen 
hatte, zurückzugehen, mit Hauptmann v. Wangenheim und zehn Rei¬ 
tern der 6. Kompagnie nach vorne zur Infanterie begeben wollen. Sie 
verfehlten jedoch in der Dunkelheit die Richtung, und nachdem sie etwa 
eine Stunde vergeblich im Busch herumgeirrt waren, schlugen sie gleich¬ 
falls den Weg zum Lager ein. Eine halbe Stunde später gegen 10 Uhr 
abends traf auch die Infanterie unter Hauptmann Puder dort ein, von 
allen auf das freudigste begrüßt, denn man hatte bereits geglaubt, die 
Abteilung sei von den Hereros aufgerieben. 
Damit hatte ein Kampf sein Ende gefunden, wie er schwerer und 
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