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Stücke ausgesucht und mit Mandaten, größtenteils aber mit Assignaten
bezahlt wurden.
Da diese Avantgarde am J[8. früh aufgebrochen war, rückte der Ge¬
neral der schweren Kavallerie Bonneau in Alzenau, der General en chef
)ourdan aber in Hörstein ein. Sie ließen sich von dem Bürgermeister
Tafelgelder zahlen, obgleich sie im Schlosse durch den dort wohnenden
2lmtsvogten ohne alles Entgelt bewirtet wurden. Auch erpreßten die
Bedienten des Generals )ourdan mehrere Rarolins von den Einwohnern.
Sämtliche Vogteiortschaften wurden bis zur Retirade mit steter
Einquartierung belastet, wurden aber des unerträglichen Gelderpressens
und Zechens müde, traten in Haufen zusammen, versahen sich mit prügeln
und beugten nicht nur manchen Ausschweifungen vor, sondern wandten
auch viele Einquartierungen hiedurch ab.
Der vogteibezirk blieb bei der Retirade ziemlich verschont, ist aber
durch die von der fränkischen Armee zurückbehaltenen 8H Pferde, 28 Ochsen,
8 Kühe und wagen hart gedrückt. Durch das kaiserliche in dortiger
Gegend gestandene Lager war zudem an Haber und Schotenfrüchten
viel Schaden angerichtet. Der Schuldenstand beläuft sich dermalen auf
27 59^ fl."
8. Der Bischof flieht.
Bei Annäherung der Franzosen 1,796 erließ Georg Karl eine Abschieds¬
proklamation. Er sagt darin:
„ . . . Der Unserer Residenzstadt sich nähernde Schauplatz des Krieges
zwingt uns, dieselbe zu verlassen . . . Wir verordnen und befehlen:
\. Allen Unseren Beamten und Obrigkeiten auf dem Lande, auf
ihren Posten auszuharren, für Ruhe und Ordnung zu sorgen und Unseren
Untertanen die unvermeidlichen Lasten des Krieges zu erleichtern . . .,
2. Euch, getreue Untertanen, befehlen wir zwar, den Siegern jenen
Gehorsam zu leisten, welchen ihr nach den Rechten des Krieges dem
stärkeren Überwinder schuldig seid. Wir vertrauen aber auch zu euch,
ihr werdet einer väterlichen Regierung . . . mit jener Treue der Ver¬
fassung ergeben bleiben, die von jeher den Würzburgern eigen war.
3. Sollte der Feind bis in Unsere Residenzstadt vordringen, so
werden Wir für Ruhe und Ordnung sorgen lassen, solange die Kraft
unserer Anordnungen nicht durch höhere Befehle des Siegers vernichtet
wird . . . Würzburg, i_7. Juli \7<)6. Georg Karl.“
Der Fürst reiste am \8. Juli nach Rentweinsdorf bei Ebern ab;
später ging er auf die Güter des Grafen von Rotenhan nach Böhmen. —-
Am 30. August \800 mußte der Bischof seine Hauptstadt wiederum
verlassen.
„Die Herannahung einer französischen Heeresmacht zwingt Uns,
auf eine Zeit Unsere fürstliche Residenzstadt zu verlassen um Unsere