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Kirche war damals Herr Papst Urban der Zweite. Das römische 
Reich verwaltete Herr Kaiser Heinrich der Vierte, in Frankreich re¬ 
gierte Herr König Philipp, bei den Griechen führte das Zepter 
Herr Alexius. Dies geschah durch die erbarmende Fürsorge Gottes, 
dem Ruhm und Ehre sei in alle Ewigkeit. Amen. 
4. Eine Kreuzfahrt im Jahre 1101. 
Über diese Fahrt berichtet Ekkehard von Aura als Augenzeuge: 
45. ... Bald erfolgte ein volkreicher Auszug, wie er fast dem 
früheren, wenigstens der Zahl nach, gleichgestellt werden konnte, 
welcher, nachdem man von den über alle Hoffnung glücklichen Kriegs¬ 
taten in Jerusalem gehört hatte, von den übrigen zurückgebliebenen 
Völkern des ganzen Abendlandes, besonders von denjenigen, deren 
Gelübde früher Furcht oder Mißtrauen, Mangel oder Schwäche 
im Wege gestanden hatten, von neuem ins Werk gesetzt wurde; 
zuerst von den Bischöfen zu Mailand, zu Pavia und von den übrigen 
Völkerschaften der Longobarden, darauf von den deutschen der 
verschiedenen Provinzen, zuletzt von den Aquitanifchen, die Wilhelm 
von Poitiers befehligte. Die Völkerschaften der Longobarden zogen 
mit Erlaubnis des Herzogs Heinrich durch Kärnten, fingen aber an, 
nachdem sie Ungarn im Rücken gelassen hatten und in den Städten 
Bulgariens überwinterten, an Zahl abzunehmen, und als sie endlich 
nach Konstantinopel kamen, wurden sie — denn diese Wohltat 
pflegte der berüchtigte Alexius den Pilgern schnell zu erweisen — 
an das andere Ufer übergesetzt oder vielmehr den Pfeilen der Heiden 
ausgesetzt. Denn nachdem die Türken die Feigheit der Longobarden 
kennen gelernt hatten, zerrieben sie dieselben wie Stoppeln, so sehr, 
daß das deutsche Heer, welches auf demselben Wege folgend gegen 
den Anfang des Juni zu derselben Hauptstadt gelangte, auf keine 
Weife erfahren konnte, was mit den Vorausziehenden geschehen sei, 
da eben keiner übrig geblieben war, der von Romanien zurückkehrte. 
Vom Eintritte oder von der ersten Stadt Bulgariens an bis an die 
Residenz des Alexius kamen uns immer dessen Friedensboten ent¬ 
gegen, die aber, wenn sie uns voranzogen oder uns begleiteten, 
plötzlich wie erlöschende Funken verschwanden. Auch das Heer seiner 
Soldaten, die sie Pincinaten nennen, fügte uns bald im Rücken 
Schaden zu, bald suchte dasselbe uns von der Seite zu belästigen, 
bald von vorn Mann gegen Mann handgemein zu werden, bald 
während der Nachtzeit in das Lager einzubrechen, doch immer war 
es uns 20 Tage hindurch nahe und lästig, bis wir, uns des vorher 
genannten Aufenthaltes erfreuend, mit der Schar des Herzogs Welf 
und dem Heere Wilhelms und noch verschiedenen täglich zufammeu- 
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