Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

246 
schaft, unb bie alten Zwistigkeiten nahmen nicht allein wieber. ihren 
Anfang, sonbern würben nun erst mit rechter Erbitterung geführt. 
Der Wahnsinn bes Königs besserte sich nach einiger Zeit etwas; 
wenigstens hatte er manche vernünftige Zwischenzeiten. Aber ein 
unglücklicher Vorfall warf ihn in einen noch stärkern Wahnsinn zu¬ 
rück. Es würbe bei Hofe eine Hochzeit gefeiert unb bei ber Ge¬ 
legenheit eine Maskerabe veranstaltet. Auch ber König wollte babei 
sein unb verkleibete sich mit noch fünf aitbern als Wilbe. Sie 
ließen sich in Leinwanb einnähen, mit Pech bestreichen unb Haare 
unb Febern barauf kleben. Alle sechs waren mit Ketten aneinanber 
befestigt unb es würbe jebermnnn gewarnt, ihnen mit bem Lichte 
zu nahe zu kommen. Allein bes Königs Bruder, ber Herzog von 
Orleans, hatte bas nicht gehört. Kaum waren also bie sechs 
Milben in ben Saal getreten, so ergriff er eine Fackel unb be¬ 
leuchtete bie wunberbare Gruppe. Aber o Unglück! bie Verkleibung 
bes einen fing Feuer, unb bies verbreitete sich so schnell unb un¬ 
aufhaltsam. baß vier unter vielem Geschrei unb Winseln elenbiglich 
verbrannten; ber fünfte riß sich noch glücklich los unb sprang — 
benn er brannte auch schon — schnell in ein Faß Wasser, welches 
er in ber Küche fanb, unb ber König würbe nur baburch gerettet, 
daß eine ber Prinzessinnen, bie gerobe mit ihm sprach, ihm schnell 
ihre Schleppe über ben Kopf warf unb so das Feuer erstickte. Aber 
ber Schreck wirkte so nachteilig ans sein Gemüt, baß er in noch 
stärkere Raserei verfiel, in welcher er weder sich noch die ©einigen 
kannte unb in Wut geriet, wenn er bei seinem Namen genannt 
würbe. Hatte er nun auch später lichte Augenblicke, so war er boch 
ganz unfähig, fein Laub zu regieren. 
Zu biesein Unglücke kam noch ein neues. Zwischen bes Königs 
Bruber, bem Herzoge Lubwig von Orleans, unb seinem Vetter, 
bem Herzoge von Burguub, Johann bem Unerschrockenen, 
brach ein heftiger Streit aus. Derselbe würbe enblich so arg, daß 
Burguub feinen Feinb ermorben ließ Diese Morbtat war um so 
abscheulicher, ba sich bie Gegner kurz vorher feierlich ausgesöhnt 
hatten In einer Kirche hatten sie initeinnnber bas heilige Abenb- 
inahl genossen, sich zärtlich umarmt unb babei Vergessenheit alles
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.