Full text: Die Naturkunde oder die Naturgeschichte und Naturlehre in Volksschulen ; geknüpft an den Lesestoff im Preußischen Kinderfreund ; mit einer Steindrucktafel (Theil 3)

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fAmianth oder Steinflachs). Er findet sich meist in Serpentin¬ 
gebirgen, z. B. auf Korsika, in Italien, Frankreich und der 
Schweiz. Die alten Völker machten Tücher und Gewänder 
daraus, auch um die Leichen darin zu berbrennen, deren Asche 
man aufbewahren wollte. Der von erdigen Theilen gereinigte, 
langfaserige-Ami ant h kann recht gut, mit Flachs zusammenge¬ 
sponnen, auf die gewöhnliche Weise gewebt, das Gewebe sodann 
über Kohlen ausgeglüht und so der Flachsfaden zerstört werden. 
Das zurückbleibende Amianthzeug hat das Ansehen grober Lein¬ 
wand. Kaiser Karl V. hatte Tischzeug von diesem Gewebe, das 
er zum Vergnügen seiner Gäste ins Feuer warf und weiß brennen 
ließ. Man gebraucht den Amianth überdies zu Dochten, als 
Träger der Schwefelsäure in gewissen chemischen Feuerzeugen und 
kauft ihn in den Apotheken unter dem Namen Federalaun. 
tz. 115. 
4. Ordnung. Kalke. 
(Kdrfr. I. S.297.) 
Die aus Kalkerde bestehenden Steine wiegen meist weniger 
als 3, selten etwas mehr, sind gewöhnlich weiß, höchstens halb¬ 
hart, meistens jedoch viel weicher, brennen sich im Feuer weißer, 
mürber und leichter, werden ätzend und brausen mit Säuren auf. 
Da die Kalke mit verschiedenen Säuren verbunden sind, zerfallen 
sie nach diesen in mehrere Unterordnungen, von denen wir jedoch 
nur folgende anführen wollen: 
A. Kohlensaure Kalke. 
1. Der Kalkstein ist mehrentheils gelblich, aschgrau, weiß, 
röthlich, braun, gestreift, geflammt, geadert ic. verliert im Feuer 
die Hälfte seines Gewichtes, erhitzt sich gebrannt durch zugegossenes 
Wasser bis zum Sieden und löst sich in einen Brei auf. Man 
gewinnt ihn bergmännisch, auch in losgerissenen Stücken auf 
den Feldern, Den meisten' findet man in England, dem Harze, 
Erzgebirge, Schwarzwalde rc. Der gelöschte Kalk giebt, mit Sand 
vermengt, den Mörtel und dient auch zum Anweißen der Wände, 
in den Gerbereien zum Enthaaren der Häute, bei den Seifen¬ 
siedern zur Verstärkung der Lauge, beim Blaufärben zum Aus¬ 
schließen der Farbestoffe im Indigo und Waid, zur Läuterung 
des Zuckers, in den Schmelz- und Glashütten zur Beförderung 
des Schmelzens der Mineralien. Roh giebt er ziemlich haltbare 
Bausteine und Quadern. Die schieferigen benutzt man auch zum 
Steindrucke (bec beste hierzu ist der Solenhofer in Mittelfranken). 
Roher gemahlener oder gebrannter Kalk auf nasse, thonigeAecker 
gestreut, verbessert dieselben, befördert die Auflösung des Düngers 
und der* natürlichen Feuchtigkeiten in der Erde und macht sie 
wirksamer. Bei Pest und Viehseuche deckt man die verscharrten
	        
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