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schienen seine ersten Reiter in den Vorstädten. Die Stadt, bereit Milizen zur
Verteibignng wenig tauglich, bereu Wallgräben fest gefroren waren, bequemte
sich sofort zu eitlem Vertrage, nach welchem bie Preußen bie Dominsel besehen,
eilt Bataillon in beit Vorstädten lassen dursten und einzelnen Abteilungen durch
die Stadt selbst der Durchmarsch verstattet werben sollte. Am 3. Januar 1741
ritt Friedrich selbst mit kleinem, aber glänzendem Gefolge in Breslan ein, von
der Bevölkerung überwiegeitb fvenbig begrüßt unb in seinem Benehmen von
gewinnender Leutseligkeit. Nur das österreichische Oberamt löste er sofort auf
und wies bie Beamten ans. Dann ließ er Brieg blockieren; er selbst wandte
sich gegen Neiße unb begann, ba bie Festung einer Beschießung wiberstanb
(15.— 21. Januar), ihre Einschließung. Währeitbbetn besetzte Schwerin bett
Strich am Gebirge, wobei am 9. Januar seine Dragoner mit österreichischen
bei Ottmachan ein Gefecht bestanden, das erste bes ganzen Krieges, unb brang
bis zum Jablunkapaß vor. Der österreichische Befehlshaber, Graf Max Browne
de Camus, wich mit seinen schwachen Abteilungen überall nach bet mährischen
Grenze zurück.
Gleichzeitig mit seinem Einmarsch in Schlesien ließ Friedrich in Wien
durch seine Gesandten Borcke und Graf Götter einen Vertrag anbieten, dessen
Annahme Österreich den Erbfolgekrieg wahrscheinlich erspart oder mindestens
weniger gefährlich gemacht hätte. Er wollte bie Bürgschaft aller deutschen Be-
sitznngen Maria Theresias und ihre Verteidigung gegen jeden Angriff über¬
nehmen, beshalb mit Österreich ttitb beit Seemächten in ein enges Bünbnis
treten, für bie Kaiserwahl Frauz Stephans sich verwenben unb obendrein
2 Millionen Gulden vorschießen; bafiir beanspruchte er Schlesien. Die Stim¬
mung ber österreichischen Minister war geteilt, manchem schien bie Sache min¬
destens ernster Verhandlung wert, aber Maria Theresia, felsenfest überzeugt
von ihrem Rechte, empört über den Einbruch in Schlesien und in ihrem Habs¬
burgischen Stolze tief verletzt durch die Zumutung, vor dem Könige zu weichen,
dessen Macht sie weit unterschätzte wie alle Welt, wies bett gebotenen Vertrag
zurück unb ließ beit gelbzeugmeister Grafen Neipperg von Mähren ans mit
etwa 17 000 Mann nach Oberschlesien vorrücken. Noch ehe es hier zur Ent¬
scheidung kam, nahm in der Nacht des 7. März ber Erbprinz Leopolb von
Anhalt-Dessau in einem verwegenen Sturmangriff Glogau.
Neipperg hätte bie Preußen in bie gefährlichste Lage bringen können,
wenn er mit Energie unb Kenntnis gehanbelt hätte. Schwerin nämlich hatte
seine Truppen zu sehr verzettelt, bie wichtige Gebirgsstraße Freubenthal-Zuck-
mantel-Neiße nicht besetzt unb wnrbe obenbrein burch bie Überlegenheit ber
feinblichen Reiterei wie bie Feindschaft der ganz katholischen Bevölkerung dieses
Laitbstrichs über bie Bewegung seines Gegners durchaus im unklaren gehalten,
ber König aber staub, von ihm burch bie Neiße getrennt, weit südwärts bei
Jägernbors. So schob sich Neipperg, inbent er jene Straße auf Neiße ein¬
schlug, in ber gefährlichsten Weise zwischen bie getrennten Massen bes preußischen