Full text: König Friedrich Wilhelm II. - König Friedrich Wilhelm IV. (Bd. 2)

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ber entscheibenden Stelle vereinigt sein konnte. Der französische Marschalt 
mochte freilich barauf nicht allzuviel Wert legen; er glaubte bie Verbündete 
'h'ntee auf dem Rückzüge, da sie buch wieder vorgegangen war; er erwartete 
höchstens auf den folgenden Tag eine Schlacht, während Blücher schon für 
heute bie Anordnungen zum Angriff traf. 
Zwischen nenn imb zehn Uhr näherten sich bie ersten feindlichen Kolonnen 
den vorgeschobenen Truppen der Verbündeten; jenseit der Katzbach sah sich der 
preußische Vortrab von überlegenen Massen, Sebastianis Reiterei, der Mao 
Donalds Infanterie folgte, angegriffen, indes mit linken Ufer der wütenden 
Neiße eine andere Kolonne von Lanristons Corps gegen Langerons Avantgarde 
vordrängte. Sangeron zog seine Vortntppeii zurück, er wollte teils überhaupt 
nicht schlagen, teils hatte er in sicherer Erwartung des Rückzuges seine schwere 
Artillerie schon nach Striegau zurückgesendet und entbehrte darum gerade der 
Waffe, die ant geeignetsten war, seine von Natur gute Stellung wirksam zu 
verteidigen. Tie preußische Vorhut hatte jenseit der Katzbach eine Zeit lang 
Widerstand geleistet und wich dann über den Bach zurück gegen Niederkrayn 
zu, wo eine Brücke über die wütende Neiße führte und in der Nähe sich eine 
tfuit befand, die sich vorerst noch passieren ließ, Freilich goß der Regen immer 
heftiger itnb brohte bie Bäche allmählich zu Strömen anzuschwellen; bie Aus- 
ficht war aus bic nächste Umgebung beschränkt, bie Gewehre fingen an zu ver¬ 
sagen. Bei Niederkrayn ward noch lebhaft gefochten, dann zogen die Preußen 
über die wütende Neiße zurück, bie Franzosen ihnen nach, um durch die Tesi- 
ieen jenseits das Plateau zu ersteigen. Tie kleine Schar der preußischen Vor¬ 
hut wich langsam und immer noch kämpfend zurück, um sich allmählich ihrem 
©ros zu nähern; namentlich zeichnete sich das Thüringer Bataillon und die 
■batteiii Varcnfampf durch zähen Widerstand aus; die Franzosen drängten, 
cifiig und in ansehnlichen, wenn auch etwas losen Massen nach und fingen ait 
bas Plateau zu ersteigen; den zurückweichenden Gegnern sandten sie wohl im 
öliger, daß ihre nassen Gewehre nicht viel Schaden zufügten, Schimpf- uni> 
'Spottreden nach. Sie glaubten sie auf vollem Rückzug und hatten keine Ahnung, 
bewon, wie nahe ihnen bie ganze feindliche Armee stand. 
Das waren die Vorfälle, welche am Morgen des 26. August die Situation 
so wesentlich veränderten. Als Blücher seine Disposition um elf Uhr erließ, 
und £cmgeron und Aork darüber mit ihm zausten, waren die Frauzofen gerade 
im Anzug nach der wütenden Neiße und nach dem Plateau; jetzt zwischen ein 
und zwei Uhr, zur Zeit, wo zu dem von Blücher bestimmten Angriffe aufge- 
brochen werden sollte, fingen die Feinde an, sich auf den steilen Höhen zu ent¬ 
wickeln. Die frühere Anordnung paßte also nicht mehr; dagegen bot sich jetzt 
von selbst die gewünschte Gelegenheit, dem unvorsichtig vorgedrungenen Gegner 
eine Niederlage beizubringen. Blücher beschloß, einen Teil die Höhen heraus- 
fommen zu lassen, ihn dann mit Macht anzugreifen und in die Desileen uni> 
Bergbäche, die er im Rücken hatte, hinabzuwerfen. Er sandte an Aork und
	        
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