184 Naturgeschichte. 
Kerben von einander abgesondert sind, ja bei den meisten 
fast nur wie durch einen Faden mit einander verbunden 
zu sein scheinen. Sie haben weißes kaltes Blut, und Fühl¬ 
hörner am Kopfe; auch wenigstens 6, manche aber 12, 20, 
ja wol 150 Füße. Die meisten Insekten bauen sich sehr 
künstliche Wohnungen oder Gehäuse, oder sie spinnen 
sich ein, um ihren langen Todesschlaf zu bestehen. 
Die Gestalt und Bildung der Insekten ist sehr 
künstlich und unendlich verschieden. Sie haben keine Kno¬ 
chen und Graten, sind aber meistentheilö mit einer Art 
tarnisch umgeben, der ihren weichen Körper beschützt. 
inige haben einen Säugrüssel, in welchem, wie in ei¬ 
ner Scheide, der Saugstachel steckt; andere haben horn¬ 
artige FresSzangen, die sich zur Seite öffnen und schlie¬ 
ßen; wieder andere haben Stacheln, womit sie sich ge¬ 
gen ihre Feinde vertheidigen. 
Mit wenigen Ausnahmen, welche lebendige Junge 
zur Welt bringen, legen die Insekten Eier, und aus einem 
solchen Ei entsteht zuerst eine Larve — die Larven der 
Schmetterlinge nennt man Raupen, die Larven der Mai¬ 
käfer Engerlinge, und die Larven der Fliegen Maden. 
— Kaum ist die Larve ausgekrochen, so verlangt sie schon 
Speise, die sie auch gemeiniglich leicht findet, weil die 
Mutter die Eier gerade dahin zu legen Pflegt, wo ihre 
Kinder Nahrung finden können. Die Larven haben keine 
Flügel, fressen gern, wachsen, und pflanzen sich in diesem 
Zustande nicht fort; aber sie hauten sich einige Mal. Als¬ 
dann verwandeln sie sich in eine Puppe oder Nymphe, 
welches ihre zweite Veränderung ist. In diesem Zustande 
liegen sie eine Zeitlang starr, wie in einem tiefen Schlafe; 
bis endlich das geflügelte Thier, daö eigentliche Insekt, 
zu leben anfängt. Der Augenblick ist fast rührend, wo der 
Schmetterling aus seinem Schlafe erwacht und daö Licht 
der Welt zum zweiten Male erblickt. In dem Augenblicke 
scheint das neugeborne Thier noch schlaftrunken zu sein; 
bald aber erholt eS sich von seinem Taumel, versucht seine 
bisher noch nicht gekannten Werkzeuge, seine prächtigen 
Flügel, flattert in seiner Freude von Blume zu Blume, 
nährt sich von Pflanzensäften, paart sich, pflanzt sich nun 
fort und enditzt in kurzer Zeit sein Leben. — Der Schmet¬ 
terling z. B. lst also erst Ei, dann Larve (Raupe), dann 
Puppe und dann Schmetterling.
	            		
Naturgeschichte. 185 Wie sonderbar, Kinder, ist also das Leben des Insekts; als Larve kroch es, als Puppe schlief eö, und als voll¬ kommenes Insekt fliegt es. Lernt übrigens aus der Ver¬ wandlung der Insekten, dass der Allmächtige, der aus der Asche eines Wurmes einen Schmetterling schafft, auch einst die Asche eures Körpers wird beleben können; — ver¬ trauet daher eurem himmlischen Vater, und betet ihn in Ehrfurcht an. Einige Insekten verwandeln sich nicht aus die vorhin beschriebene Art, sondern sie häuten sich nur in ihrem Le¬ ben einige Mal, und verändern auch wol ihre Farbe. Manche Insekten sind' so klein, dass wir sie durch die besten Vergrößerungsgläser kaum bemerken können. Auch die Insekten haben ihren Nutzen; denn nichts hat der weise Schöpfer ohne einen nützlichen Zweck hervor¬ gebracht. Viele verschaffen den Menschen Nahrung, z. B. Bienen, Krebse, die Heuschrecken im Morgenlande; — an¬ dere verschaffen ihnen Kleidung, z. E. die Seidenwür¬ mer; — einige dienen zur Farbe, z. B. die Cochenille, die Galläpfel, die Schildläuse zu Lack; — manche zur Arznei, alö die Ameisen, spanischen Fliegen, Kelleresel; manche dienen andern Thieren zur Nahrung rc. ' Es giebt viele Arten Insekten, welche man in sieben Abtheilungen eintheilt. 1) Insekten mit ganzen hornartigen Flü¬ geldecken, die man' gewöhnlich Kaser nennt. Diese Thiere legen ihre Eier in die Erde, oder in Holz rc. Aus diesen Eiern kriechen die Larven, die nahe am Kopfe 6 kurze Füße und Fresszangen haben. Die Larven der Holzböcke haben keine Füße. Sie nähren sich von Pflanzen und todten Thieren. In diesem Zustande bleiben sie meistens ein Jahr. Sie verkriechen sich dann, und ver¬ wandeln sich in eine Puppe. In dieser Hülle entwickelt sich der Käfer und kriecht nach wenigen Wochen oder Mo¬ naten hervor, nährt sich, und pflanzt sein Geschlecht wieder fort. Einige derselben sind: der Herkuleskäfer, Nas¬ hornkäfer, Mistkäfer, Rosörafer, Maikäfer, Jo¬ hanniskäfer, Goldkäfer, Hornschröter, Speck-
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