Full text: Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien

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Strenge gegen bie, welche nach ber Schlacht bei 
Gönne ben Staat aufgegeben hatten. Liv. 24, 18. 
— 6) M. Atil. Regulus, Prätor 213, mnßte 
ben eingebrnngenen fremben Suiten steuern unb 
bie Wahrsagebücher einsammeln. Liv. 24, 43 ff. 
— 7) C. Atil. Serranns, Prätor 218, kämpfte 
gegen bie aufgestanbenen Bojer unb führte später 
fein Heer bent Consul P. Corn. Scipio gegen 
Haitnibal zu. Liv. 21, 26. 39, 62. — 8) A. Atil. 
Serranns, Prätor 192, erhielt Makebonien als 
Provinz unb that barauf bent Antiochos burch 
Auffangen von Zufuhr unb Zerstören von Schiffen 
vielen Schaben. Liv. 35, 10. 20 ff. Später (173) 
würbe er beauftragt, mit Antiochos Epiphaues 
ein Bünbniß zu erneuern. Liv. 41, 33. 42, 1. 
171 ging er als Gesanbter nach Griechenland wo 
er schlau burch Friebenshoffnungen ben Perseus 
hinzuhalten wußte, bis bie Römer gerüstet waren. 
Liv. 42, 47. — 9) C. Atil. Serranns Ga- 
via uns (aus ber gens Gavia aboptirt, Cic. Sest. 
33 f.), Quästor 63 unter M. Cicero's Consulat, 
ber ihm gewogen war. Später erscheint er als 
Feinb bes Cicero bei beffen Zurückberufung. — 
10) M. Atil ins, tragischer unb komischer Dichter¬ 
in Rom von mittelmäßigem Rufe. Ueber sein. 
Leben, feine Wirksamkeit unb Dichtnngsweise finb 
nur geringe Nachrichten vorhanben. Volcatius 
Sebigitus gibt ihm bei A. Gellius (15, 24.) un-! 
ter ben komischen Dichtern bie fünfte Stelle. Als 
Tragiker versuchte er sich mit einer Elektra, scheint 
aber als solcher ungenießbar gewesen zu sein. Cic. 
sin. 1, 2, 5. (ferreus scriptor); ad Att. 14, 20. 
wirb er poeta durissimus genannt. — 11) Atil. 
Fortunatianus heißt ein lat. Metriker in ber 
ersten Hälfte bes 3. Jahrh. n. C., Verfasser einer 
Uebersicht ber Metrik, bes. bes Horaz, ars Fortuna- 
tiani, am besten abgebrudt in Keils Grammatiei 
Lat., Bb. VI. 
Azi/uuc, äxifi.os, (Gegeus. tnizniLcx, snizL^iog). 
Wie burch bas Christenthum bie Gleichberechtigung 
Aller zu ben ewigen, von ihm verbürgten Gütern 
für alle Zeiten ausgesprochen uub festgestellt, eben 
bennit aber ber absolute Werth ber Persönlichkeit 
erst zu seinem Rechte gekommen ist, so hat sich 
unter seinem Einflüsse biese sittliche Gleichberechti¬ 
gung bes Einzelnen auch nach außen hin geltenb 
gemacht; es hat sich bie Jbee ber sittlichen Würbe 
unb Mürbigkeit ausgebilbet, bie unabhängig von 
nationalen unb politischen Verhältnissen allgemeine 
Anerkennung forbern kann unb muß; ihren Aus¬ 
bruck hat bieselbe gesunben in ber persönlichen 
Ehre bes Einzelnen. Dieser Begriff fehlte sowohl 
ben Griechen wie ben Römern, baher benn Weber 
bie infamia, noch ganz besonbers bie uzi[ii!u ber 
Ehrlosigkeit im mobernen Sinne entspricht. Die 
Atimie ist vielmehr bei ben Athenern, auf bie wir 
hier allein Rücksicht nehmen, in ihren verschiebenen 
Abstufungen bie vollstänbige ober theilweise Be¬ 
raubung ber bürgerlichen Rechte, ber x^ir] bes 
noUrrjs, unb sie konnte theils als Strafe aus¬ 
gesprochen werben, theils burch Nichterfüllung ge¬ 
wisser betn Staate zu leistenber Verbinblichkeiten 
ohne weiteres Verfahren eintreten. Die Atimie 
kann nun breifacher Art fein (Andoc. myst.73—76.): 
1) artjitta nura rtgoozü^tig, ber geringste Grab, 
bie Entziehung gewisser bürgerlicher Rechte; wie 
z. B., wer als Ankläger in einer öffentlichen An¬ 
klage nicht ben fünften Theil ber Stimmen er- 
- Atlantis. 
| hielt ober sie fallen ließ, eine solche Anklage nicht 
wieber anstellen bürste. — 2) uzl^'u zov aäiiuzog, 
Entziehung aller bürgerlichen Rechte. Der ux^og 
ist vom Markte, von allen öffentlichen Orten ver¬ 
bannt, von ber Volksversammlung ausgeschlossen 
unb bars Weber Klagen anstellen, noch Processe 
führen, er ist bürgerlich tobt; maßt er sich bie 
Rechte bes sjclzl/mos an, so ist er ben schwersten 
Strafen unterworfen (vgl. "EvSsi^g). Eine 
Wieberhersteüung, welche nur burch Zustimmung 
von 6000 Bürgern möglich war, trat feiten ein. 
Ueber bie Fälle, in betten biese Art ber Atimie 
eintrat, wirb bei ben einzelnen Verbrechen Aus¬ 
kunft gegeben. -— 3) uzl^ilu zov ocöfiazog xai. 
zwv xQr\iidzmv, wie bie vorige unb mit Confis¬ 
cation bes Vermögens üerbunben, trat bei einigen 
Verbrechen ein. Vorzugsweise ober waren ber- 
selben bie Staatsschulbner unterworfen, bie bis 
zur neunten Prytanie, an welchem Termine bie 
fchulbige Summe sich verboppelte, ihre Schulb 
nicht bezahlt hatten. Sie hörte auf, fobalb bie 
Schulb bezahlt war, ging aber, wenn ber Schnlbner 
starb, ohne seine Verbinblichkeiten erfüllt zu haben, 
auch auf bie Kinber unb Enkel über. — In Sparta 
traf volle Atimie bie, welche sich feige ber Schlacht 
entzogen hatten (zQsauvssg), sowie bie Verächter 
öffentlicher Sitte unb Anstanbes. Auch bie Hage¬ 
stolzen würben mit Atimie belegt, bürsten z. B. 
Weber kaufen noch verkaufen. Thue. 5, 34. 
Atlna, Stabt im füböstlichett Latium am Ur¬ 
sprünge bes Melpis, j. Atina, zuerst volscisch, 
baun römische Eolonie. Liv. 9, 28. 10, 39. Cic. 
Plane. I2.div.l, 28.2,67. Die Einwohner Atinates. 
Atlantes, ”AxXavz£g, bas entfernteste ber betn 
Herobot (4, 184.) bekannt geworbenen Völker 
Afrika's, an bem in bie Wolken reichenbett Atlas¬ 
berge. Da es bei ihnen nicht regnet, bauen sie 
aus ihren reichen Salzerträgen selbst Hütten. 
Atlantis, ’AzXavzCg, (vgl. Schmibt in Mützell's 
Ztschr. f. Gymn. 1857. S. 193 ff.) nach uralter, 
bem Solon von ägyptischen Priestern überkommener 
Sage eine große Insel im atlantischen Ocean, an 
Umfang Kleinasien unb Libyen gleichkommen-) 
ober sie übertreffend Platon stellt bie Sage im 
Kritias (p. 108 ff.) unb Timaios (p. 24 f.) näher 
bar: Westwärts von bett Säulen bes Herkules, 
bem Atlasgebirge gegenüber, habe sie gelegen, fei 
sehr bevölkert gewesen unb reich an allen Herr¬ 
lichkeiten ber Erbe; bie Fürsten berfelben hätten 
ihre siegreiche Gewalt weit ausgebehnt unb nur 
an ben Athenern eine Schranke gesunben. Aber 
es kam bie Zeit bes Verfalls: ber sittlichen Ver¬ 
sunkenheit folgte bas schwere Unglück eines mit 
Ueberschwemmnng üerbunbenen Erbbebens, woburch 
bie Insel in einem Tage unb einer Nacht in 
ben Fluten bes Meeres begraben worben sei. 
Ueber bie Sage berfelben finb inbeffen bie Alten 
sich selbst nicht klar unb ihre Angaben nicht zu¬ 
verlässig; in neuerer Zeit hat man barunter bald 
bie azorischen unb canarischen Inseln, balb St. 
Helena unb Ascension, balb bie Inseln bes stillen 
Meeres, sogar bie scanbinavische Halbinsel er¬ 
kennen wollen. Die Sage muß jebenfalls uralt 
gewesen sein, ba ein Zug aus einem Atlanten¬ 
kriege auf bem an ben Panathenaien zum Par¬ 
thenon hinaufgetragenen Peplos einmal vorge¬ 
kommen fein soll, unb scheint bie Ahnung eines 
fernen großen Westlanbes schon für bas höchste
	        
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