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II. Das Mittelalter.
Sitte. Anfangs rauh und wild (treuga dei — Landfrieden) — mit dem Auf¬
schwung des Rittertums, des Handels und Verkehrs in den Kreuz¬
zügen dringt Verfeinerung in alle Schichten.
Verfassung. Die grofsen Lehen erblich — die Teilungen — innere Streitigkeiten.
Wachsende Macht der grofsen Vasallen (in Deutschland Aus¬
bildung der Herzogsgewalt). — Nationale Königreiche — Karls d. G.
Kaisertum erneuert durch den deutschen König Otto d. G.: Rö¬
mische Kaiser deutscher Nation — die aufserdeutschen nationalen
Reiche natürliche Gegner des Kaisertums — die deutschen Herzöge
und Fürsten ebenso Gegner einer starken deutschen Krone — die
Geistlichkeit der deutschen Könige und röm. Kaiser Stütze —
der Streit zwischen Kaiser und Papst beraubt die Krone dieser
Stütze — Deutschland ein Wahlreich. — Zunehmende Schwäche
der Krone bis zur vollen Ohnmacht — Selbständigkeit der Herzöge,
Fürsten und Herren. — Aufblühen der Städte.
1. Deutsche Litteratur. a) Poesie a. Althochdeutsche Zeit: [im 9.
Jahrb.] die geistlichen Epen Hel-
jand (altsächs.) und Otfrieds Evan¬
gelien.
ß. Mittelhochdeutsche Zeit [um
1200]: 1. Epos: die Kunstepen Alexan¬
derlied (1120) und Holandslied (1130)
der Pfaffen Lambrecht und Konrad,
König Rother, Herzog Emst, Herrn
Heinrichs v. Veldeke Eneit (1184);
Herrn Hartmanns v. d. Aue Ereck
und Iwein (1200), Herrn Wolframs
v. Eschenbach Parzival (1205)
und Titurel, Meister Gottfrieds v.
Strafsburg Tristan; dieVolksepen
Nibelungenlied und Gudrun
(1210 abgeschlossen) — das Tier¬
epos (Reinhart Fuchs) —Lehrgedicht:
Freidanks Bescheidenheit (1220). —
2. Lyrik: Minnesänger (die franz.
Troubadours!), der gröfste Walter
v. d. Vogelweide (um 1200).
b) Prosa. Sachsenspiegel (1220, der Schwaben¬
spiegel 50 Jahre später) — der Pre¬
diger Berthold v. Regensburg (1250).