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traten nnnmehr bedeutende Künstler auf. Doch steht auch nach dem
Kriege ein attischer Künstler im Vordergründe: Praxiteles (c. 375),
ber aus Erz oder Marmor zahlreiche Götterbilder geschaffen hat. Die
S. 25 ermähnten beutschen Ausgrabungen in Olympia haben bie
Reste einer herrlichen Schöpfung bes Praxiteles zu Tage gesörbert:
Hermes, ber ben Knaben Dionysos auf bem linken Arme trägt uub
mit ber hocherhobenen rechten Hanb einen Gelbbeutel schüttelt. Ein
Werk von hoher Bebeutung, boch von unbekanntem Urheber ist bie
Gruppe ber Niobe unb ihrer Kinder, bie ben Pfeilen bes Apoll
unb ber Artemis erliegen. Das Original ist verloren; schwache Nach-
bilbungen, bie in Florenz aufbewahrt werben, vermögen inbeffen noch
von bem Werte ber Gestalten eine Vorstellung zu erwecken. Auf
kleiuasiatischem Boben vereinigte eine große Arbeit mehrere Künstler:
bas bem König Manssolos von Karten von seiner Gemahlin Artemisia
in Halikarnaß errichtete prächtige Grabmal (Manssoleum), bas bie
Alten zu ben sieben Wunbern ber Welt zählten. Ein Unterbau von
Quadern umschloß die Grabkammer, darüber erhob sich ein Tempel
und über diesem eine Stufenpyramide, die durch ein kolossales Vier¬
gespann gekrönt wurde. Die Höhe des Bauwerks betrug ca. 50 m.
Es war mit reichem, plastischem Schmuck ausgestattet (Abb. 8. 13).
Fabrikarbeit sind die zu Tanagra gefundenen Thonfignren (Abb. 18).
12« Alexander der Große.
(Alexanders Jugend.) Philipps Plan, die Perser anzugreifen,
übernahm fein 20jähriger Sohn Alexander, der ihm 336 in der
Regierung folgte. Schon als Knabe hatte er sich ehrgeizig, einsichtig
unb tapfer gezeigt; wenn er von einem neuen Siege seines Vaters
hörte, pflegte er auszurufen: „Mein Vater wirb mir nichts mehr zu
thun übrig lassen." Er allein am Hofe verstaub es ein wilbes Pferd,
bas Philipp gekauft hatte, ben Bucephalus, so zu behanbeln, baß es
ihn auf feinem Rücken bulbete. In ber Schlacht bei Ehäronea hatte
er sich durch Mut und Gewandtheit ausgezeichnet. Seine geistige
Bildung verdankte er dem Philosophen Aristoteles, der Begeisterung
für griechische Wissenschaft unb Kunst in bem Jüngling zu erwecken
verstaub. Besvnbers war Alexanber für bie homerischen Dichtungen
begeistert; ein Exemplar ber Ilias begleitete ihn auf feinen Felbzügen,
unb er beneidete den Achill darum, daß er einen Sänger feiner Thaten
in Homer und in Patroklos einen treuen Freund gesunden. Das
Äußere Alexanders war nicht sonderlich ansprechend; infolge fehlerhafter
Bildung ber Halswirbel neigte er ben Kopf stark auf bie linke Schulter.