Full text: Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit (Bd. 1)

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die handelnden Personen als die Träger der im Volke lebenden Ideen 
aufzufassen lehrt. Zur Verdeutlichung und Verstärkung kulturgeschicht¬ 
licher Vorstellungen ziehen wir auch gern typische Musterstücke aus 
Gustav Freytags Werken oder andere treffliche Stoffe aus unserer klas¬ 
sischen Litteratur heran. Wir wissen uns auch hier im Einklänge mit 
den Forderungen der neueren Methodik und berufen uns auf die Ar¬ 
beiten von Biedermann, Zitier, Rein, Zillig und A. Richter. 
In Bezug auf die Methode heben wir folgende Gesichtspunkte 
hervor. 
In der Anordnung des Stoffes ist nicht immer die chrono¬ 
logische Reihenfolge festgehalten worden. Wir beginnen z. B. bei Hein¬ 
rich IV. sogar mit seinem tragischen Ende, oder wir suchen den Aus¬ 
gangspunkt der Reformationsgeschichte in der Heimat, schreiten dann zu 
dem geschichtlichen Höhepunkte fort und behandeln erst bann die Jugend¬ 
geschichte Luthers, immer um in den Kindern ein lebendiges Interesse 
und eine tiefe Teilnahme für historische Personen zu wecken. Freilich 
konnten wir uns in Rücksicht auf die jetzt geltenden Lehrpläne nicht 
für die Anwendung dieser rücfschreitenden Betrachtungsweise in dem 
von manchen Seiten geforderten Umfange entscheiden. 
Die Durcharbeitung des Stoffes erfolgt nach den formalen 
Stufen, denn gerade sie ermöglichen die regste Beteiligung des Kindes 
an der Unterrichtsarbeit. Auf diesem naturgemäßen Wege erarbeitet 
sich der Schüler möglichst selbstthätig ein klares Verständnis über be¬ 
deutungsvolle Vorgänge und kulturelle Zustände im Leben unseres 
Volkes, vertieft sich eingehend in das Wollen und Handeln der großen 
nationalen Führer und erhält kräftige Anregungen zu eigenem sittlichen 
Thun. Finden sich für die Darbietung eines Stoffes schon zahlreiche 
Anknüpfungen im Erfahrungskreise des Kindes vor, so wenden wir den 
sog. darstellenden Unterricht an, eine Gesprächsform, nach welcher der 
Schüler die Geschichte möglichst selbständig aufbaut. 
Mit besonderer Ausführlichkeit behandeln wir das Refor¬ 
mationszeitalter. Denn es giebt wohl kein zweites geschicht¬ 
liches Material, das so reich an erziehlichen Momenten ist, als das 
Leben, Ringen und Kämpfen unseres großen Luther. Diesem muster-
	        
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