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Das eigentliche 9)1 ittelalte r.
Eberhard, des Bruders Konrads I., Herzog Heinrich von Sachsen
zum deutschen König (— Sage vom Vogelherd, — nicht der Fink-
Hch'i. ler!). Heinrich I. (919—36) bemühte sich, Salbung und Krönung
914-36. ablehnend, zunächst um die Anerkennung der übrigen Herzöge. Mit
Krieg bedroht, unterwarf sich Burkhard von Schwaben; auch
Arnulf von Bayern huldigte 921 zu Regensburg, behielt aber
das Recht zur Einsetzung der Bischöfe in Bayern. Lothringen unter
Giselbert (§45) blieb zunächst bei Westfranken, doch gab Karl der
Einfältige durch Anerkennung Heinrichs etwaige karolingische Erb-
ansprüche ans Ostfranken auf; erst nach seinem Sturze durch den
mächtigen Rudolf von Burgund nahm 928 Giselbert Lothringen von
König Heinrich zu Lehen und heiratete dessen Tochter Gerberga.
So erhielt Heinrich die Einheit des Reichs, gewährte
aber zugleich den Stämmen eine gewisse Selbständig-
feit. Zwar besaßen die Herzöge eine territoriale Gewalt
und waren nicht bloß Beamte des Königs, unterstanden aber durch¬
aus der Oberhoheit des letztem, der auch auf die Angelegenheiten
des betreffenden Stammes bestimmend einwirkte. Ohne den bisherigen
Einfluß und in voller Abhängigkeit von dem Königtum stand die
Geistlichkeit mit Heinrich doch in gutem Einvernehmen. In durchaus
praktischer Politik beschränkte sich dieser stets aus das Erreichbare
und wußte die mit weiterer Trennung drohenden Gegensätze zu ent¬
waffnen oder doch zu mildern. Dieser Zug kennzeichnete auch Hein¬
richs auswärtige Politik: ihm verdankten Sachsen und damit
das Reich ihre Wehrhaftmachnng und den glücklichen Aus¬
gang des Kampfes gegen die Ungarn.
48 6. Mit dem Schwinden der Gemeinfreiheit und dem
Verfall des Heerbanns war die Wehrkraft gemindert:
feit Arnulf von Bayern ihnen tapfer widerstand, suchten die Ungarn
(f. § 44) namentlich Sachsen heim. 924 gelang es Heinrich, der
in Werla lag, durch Gefangennahme eines ihrer Führer gegen Tribut
einen neunjährigen Stillstand für Sachsen zu erwirken.
Er benutzte ihn zu planmäßiger Rüstung für den Befreiungskampf.
Während feit Ende des 9. Jahrhunderts die Städte im Südoften des
Reichs zum Schutz gegen die Ungarn, im Nordwesten gegen die Nor¬
mannen vielfach ummauert waren, hatte Sachsen nur vereinzelte feste
Plätze (urbes). Auf Heinrichs Befehl mußten jetzt Klöster, Bischofs¬
sitze u. s. w. mit Mauern und Gräben umgeben werden: so wurde
der Ansang zur Entstehung von geschlossenen Städten gemacht (Hers-