291. Armeebefehl Napoleons III. am Vorabende der Schlacht
bei Sedan.
(Generalstabswerk I., 7; französ.)
Soldaten! Der Anfang des Krieges war nicht glücklich, und wollte
Ich daher, von jedem persönlichen Vorurteil absehend, das Kommando der
Armeen denjenigen Marschällen übergeben, welche die öffentliche Meinung
besonders hierfür bezeichnete.
Bisher hat ein Erfolg Eure Anstrengungen nicht gekrönt; Ich ver-
nehme jedoch, daß die Armee des Marschalls Bazaine sich unter den
Mauern von Metz wieder gekräftigt hat, und die des Marschalls de Mac
Mahon ist gestern nur leicht augegriffen worden. Es ist daher keine Ver-
anlassung vorhanden, den Mut sinken zu lassen. Wir haben den Feind
verhindert, bis zur Hauptstadt vorzudringen, und gauz Frankreich erhebt
sich, um die Eindringlinge zu verjagen.
Unter so ernsten Verhältuisseu habe Ich, von der Kaiserin in Paris
würdig vertreten, die Rolle des Soldaten der des Herrschers vorgezogen.
Nichts werde Ich scheuen, um unser Vaterland zn retten. Es birgt noch,
Gott sei Dank, beherzte Männer, und — wenn es Feiglinge giebt — wird
das Kriegsgesetz sie straseu.
Soldaten! Seid würdig Eures alten Rufes!
Gott wird unser Land nicht verlassen, wenn jeder seine Schuldig-
keit thut.
Gegeben im Kaiserlichen Hauptquartier Sedau, den 31. August 1870.
Napoleon.
292. Die Schlacht bei Sedan.
1. September 1870.
Schreiben Wilhelms I. an die Königin Augusta.
(Reden k., S. 126 ff.)
Vendresse, südl. Sedau, 3. September 1870.
Du kennst nun durch meine drei Telegramme den ganzen Umfang des
großen geschichtlichen Ereignisses, das sich zugetragen hat. Es ist wie ein
Traum, selbst wenn man es Stunde für Stunde hat abrollen sehen! Wenn
ich mir denke, daß nach einem großen glücklichen Krieg ich während meiner
Regierung nichts Ruhmreicheres mehr erwarten konnte, und ich nun diesen
weltgeschichtlichen Akt erfolgt sehe, so beuge ich mich vor Gott, der allein
mich, mein Heer und meine Mitverbündeten auserseheu hat, das Geschehene
zu vollbringen, und uns zu Werkzeugen Seines Willens bestellt hat. Nur
iu diesem Sinne vermag ich das Werk aufzufassen, um in Demut Gottes
Führung und Seine Gnade zu preisen.