Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte für die Elementarschule

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Dann wandle er sich nach Mitteldeutschland, wo er an der obern 
Lahn, im heutigen Hessen, sehr bald eine christliche Gemeinde stiftete. 
Er zeigte dem Volke, daß der Christengott ^stärker sei als ihre 
Götter Thor und Wodan. Zu Geismar an der Eder war die 
Hosburg der Hessen; dorthin begab sich Winfried. Auf einem 
hohen Berge war gerade viel Volk um die hl. Eiche des Donner¬ 
gottes Thor versammelt, da ihm zu Ehren ein großes Fest gefeiert 
wurde. Beherzt trat Winfried unter die Menge und rief: „Was 
betet ihr zu falschen Göttern, die machtlos ftnb ? Es gibt nur 
einen Herrn, der' ist der eingeborne Sohn des lebendigen Gottes, 
der Erde und Himmel erschaffen hat. Schaut her, wie thöricht 
euer Glaube ist. Diese Eiche werde ich fällen, und keiner eurer 
Götter wird es hindern." Die Hessen waren von dieser Kühn¬ 
heit überrascht; einige wollten den Fremdling verjagen. Andere / 
aber riethen: „Laßt sehen, welcher Gott stärker ist, Thor oder 
der Gekreuzigte, den er verehrt. Sind unsere Götter zu schwach, 
den Frevel zu rächen, so wollen wir von ihnen lassen und den 
starkern Gott anbeten." Da ergriff Winfried in Begeisterung 
eine Axt und begann mächtige Schläge gegen den Eichbaum zu 
führen, seine Begleiter halfen ihm. Die Heiden sahen ruhig zu 
und erwarteten, Thor werde mit seinem Donner und Blitz die 
Frevler zermalmen. Die Eiche krachte und wankte, aber kein 
strafender Blitz that den Christen Einhalt, und als sie endlich 
dröhnend zn Boden stürzte, entfuhr ein Wehegeschrei den Heiden, 
denn mit dem Baume brach ihr alter Glaube zustimmen. Sie 
waren jetzt bereit, an den Gott der Christen zu glauben und ließen 
sich taufen. Aus dem Holze der Eiche aber baute Winfried eine 
hölzerne Kapelle, welche 200 Jahre später durch eine steinerne 
ersetzt wurde, die noch auf dem Hülfensberge steht. Noch sieht 
man in dem Gewölbe ein Stück aus der umgehauenen Eiche. 
Winfried reiste nun abermals nach Rom und stattete dem 
Papste Bericht über den Erfolg seiner Bekehrungsreise ab. Dieser 
gab ihm seines wohlthätigen Wirkens willen den Namen Bonifazius, 
b. i. Wohlthäter und machte ihn zum Erzbischof über ganz 
Deutschland. In Thüringen und Bayern war schon das Christen¬ 
thum verkündigt, aber es hatten sich auch falsche Lehren verbreitet, 
und darum reiste Bonifazius nach Bayern, um die Irrlehren zu 
unterdrücken. Bayern theilte er in 4 Diözesen, denen er aus 
Vollmacht vom Papste sromme und gelehrte Männer zu Bischöfen 
vorsetzte. Dann zog er wieder nach Hessen, nach Franken, 
Thüringen und dem Eichsfelde, um überall die Christen durch 
seine Gegenwart unb sein Wort zu ermuntern nnb zu kräftigen. 
Er errichtete auch hier Diözesen unb stellte tüchtige Männer als 
Bischöfe au ihre Spitze. In Fulba stiftete er eine Schule für
	        
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