Full text: Deutsches Lesebuch mit Bildern für evangelische Volksschulen

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119. Deutscher Trost. 
1. Deutsches Herz, verzage nicht, 
thu, was dein Gewissen spricht, 
dieser Strahl des Himmelslichts: 
Thue recht und fürchte nichts! 
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2. Baue nicht auf bunten Schein, 
Lug und Trug ist dir zu fein, 
schlecht gerät dir List und Kunst, 
Feinheit wird dir eitel Dunst. 
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3. Doch die Treue ehrenfest 
und die Liebe, die nicht läßt, 
Einfalt, Demut, Redlichkeit 
stehn dir wohl, o Sohn des Teut! 
4. Wohl steht dir das grade Wort, 
1s wohl der Speer, der grade bohrt, 
wohl das Schwert, das offen ficht 
und von vorn die Brust durchsticht. 
5. Laß den Welschen Meuchelei, 
du sei redlich, fromm und frei; 
laß den Welschen Sklavenzier, 
schlichte Treue sei mit dir. 
6. Deutsche Freiheit, deutscher Gott, 
deutscher Glaube ohne Spott, 
deutsches Herz und deutscher Stahl 
sind vier Helden allzumal. 
7. Diese stehn wie Felsenburg, 
diese fechten alles durch, 
diese halten tapfer aus 
in Gefahr und Todesbraus. 
8. Deutsches Herz, verzage nicht, 
thu, was dein Gewissen spricht! 
Redlich folge seiner Spur! 
Redlich hält es seinen Schwur. 
Ernst Mor. Arndt. 
120. Redlichkeit ist das beste Einkommen. 
20 1. Dem Spitzenhändler Jakob Hauser fiel es einst schwer aufs 
Herz: „Du hast bisher bei deinen Preisen immer eine höhere Summe 
angesetzt, als die war, für die du die Ware lassen konntest und auch 
wirklich ließest, wenn Leute da waren, die das Handeln verstanden. War 
das auch recht? Ein Christ soll weder lügen, noch betrügen. Wohlan, 
25 mein Gott, es soll nicht wieder geschehen!“ 
2. Er ging nach Frankfurt zur Messe. Gleich am ersten Tage 
kamen viele Leute, die seine Waren besahen, nach den Preisen fragten 
und dann handeln wollten. Da er aber erklärte, er stelle gleich den 
äußersten Preis, so verkaufte er an diesem Tage nicht ein Meter. 
z0 Abends im Wirtshaus konnte er vor Traurigkeit nicht essen. Das ist 
also, dachte er, der Lohn der Ehrlichkeit. So ist dir's doch nicht ge— 
gangen, als du, wie man sagt, bei der Welt warst. Dann fand er sich 
wieder zurecht und schlief ruhig ein. An den beiden folgenden Tagen 
ging es ebenso. Abends, wenn die andern Kaufleute fröhlich waren, aß 
85 Hauser ein Stückchen trocken Brot heimlich und mit Seufzen. 
3. Noch aber war Hoffnung auf eine Käuferin, die gewöhnlich nicht 
handelte. Endlich, am vierten Tage, kam sie; es war die Frau Land— 
gräfin von Hessen. Sie trat zuerst an Jakobs Bude. Das Herz klopfte 
ihm vor Freude und Erwartung. Sie suchte aus, wollte aber auch ein 
10 Mäßiges abhandeln. Der arme Jakob mußte erklären, er könne keinen
	        
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