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untergegebene Theil des Reiches wollte nicht seine unmündigen
Söhne, sondern den kräftigen König Karl als seinen Herrn an¬
erkennen. Karl nahm die Wahl an; aber der longobardifche König
Desiderats nahm dte beiden Söhne Karlmanns an seinen Hof
und wollte den Papst Hadrian zwingen, sie als Frankenkönige zu
krönen. Er fiel verheerend in das päpstliche Gebiet ein und be¬
lagerte Rom. Da schickte der Papst Boten an Karl und bat um
schleunige Hülfe. Karl war gern bereit, dem heil. Vater beizu¬
stehen; er sammelte ein Heer und zog nach Italien. Pavia wurde
erobert, Desiderius gefangen genommen und dem Longobardenreiche
ein Ende gemacht. Karl ließ sich vom Erzbischöfe m Mailand
zum König der Longobarden krönen; aber die Longobarden be¬
hielten ihre Verfafsung und ihre Gesetze.
Die Sage vom eisernen Karl. Als Karl gegen Pavia
zog, wollte Desiderats die Macht des Feindes kennen lernen und
stieg daher mit einem landflüchtigen Franken auf einen Thurm.
Zuerst sahen sie den Vortrab der Franken, dann den langen Zug
des Gepäcks, dann Reiterhaufen, hierauf die Schaar der Geist¬
lichen, und jedesmal fragte Desiderats, ob Karl unter jenem Haufen
fet, erhielt aber stets die Antwort: „Noch nicht!" Da ward dem
Longobardenkönige bange, so daß er vorn Thurme herabjteigeN
wollte; der Franke hielt ihn aber zurück, indem er sagte: „Wenn
du eine eiserne Saat auf dem Gefilde hervorsprießxn siehst, wenn
es dir scheint, als walzten der Po und der Tessin schwarzeiserne
Wogen gegen die Mauern der Stadt heran, dann ist uns Karl
nahe." Kaum hatte er gesprochen, so erschien im Westen ein
schwarzes Gewimmel tote eine Wolke. Das Gewimmel kam näher
und weithin glanzte es im Gefilde von blanken Waffen. Da
erschien auch „der eiserne Karl", bedeckt von einem eisernen Helm,
eisernen Arm schienen und einem eisernen Panzer. Seine Linke
führte einen gewaltigen eisenbeschlagenen Speer, seine Rechte ruhte
auf dem kräftigen Schtoertgriff, Etsenringe umhüllten seine Hüsten,
Lisenschienen seine Beine, Roß und Schild schimmerten von Eisen,
und die neben, vor und hinter ihm ritten, waren gleichfalls mit
Eisen bedeckt. Da fiel dem Longobardenkönig „ob des Eisens,
mit welchem Karl bewehrt war," der Muth;, eilends stieg er vom
Thurme herab und übergab bte Stadt.
3. Karls Kaiserkrönung. Der Nachfolger des Papstes
Hadrian war Papst Leo. Derselbe hatte von bösen Leuten, deren
Ungerechtigkeit er nicht dulden wollte, viel zu leiden. Bei einer
feierlichen Prozession überfiel ihn eine Rotte von Wüstlingen,
warf ihn zu Boden und mißhandelte ihn. Da floh der Papst
aus Italien zu den Franken. Er zeigte Karl die Narben, die von
seinen Wunden geblieben waren und erzählte ihm, wie er mi߬
handelt worden sei. — Karl versprach Hülse, und der Papst