164 Kap. 24. § 119. Kais. Friedrich I. (Lombard. Städtebund. Pest.)
Friedrich beließ es dabei. Dafür sollte er nun auch erfahren, was ein
Kampf gegen die Freiheit und den Papst zugleich gegen sich habe. Dieser
Kampf wurde um so schwieriger, da Alexander mit Unterstützung der
Normannen seinen Sitz in Rom einnahm und von da aus, während der
Kaiser auf seiner vierten italischen Heerfahrt in Ancona gegen die
Römer und Normannen zu Felde lag, in dessen Rücken mit großer Ener¬
gie einen allgemeinen lombardischen Städtebund zu Stande brachte,
1167 in Folge dessen die Lombarden die Podestas verjagten und den Mailän¬
dern ihre Stadt wieder aufbauen halfen, die nun wieder an die
Spitze der Bewegung trat.
Rasch wandte sich Friedrich durch die Engpässe des Appennin gegen
Alexander in Rom, eroberte die Peterskirche und ließ sich, während
Alexander nach Benevent floh, von Paschalis krönen. Aber eine furcht¬
bare pestartige Seuche, die in seinem Lager Tausende der Edelsten
hinraffte, nötigte den Kaiser, alle Erfolge seiner Anstrengung aufzugeben und
über die Appenninen nach Pavia, von da über Susa (wo er glücklich einem
Mordanschlag entging) nach Deutschland zurückzueilen.
Die oben erwähnte Pest griff im kaiserlichen Lager so schnell um sich, daß solche,
welche eben zu Pferde steigen wollten, tot niederfielen und die, welche andere begruben,
plötzlich mit in die Grube stürzten. Unter den Großen, die der Krankheit erlagen, be¬
fand sich ein Herzog Friedrich von Schwaben, ein junger Herzog Welf u. a. Der ganze
Verlust soll 25,000 Mann betragen haben, darunter 2000 Edle. Als der Kaiser,
von den Lombarden verfolgt, in Susa ankam, wollten ihn die Bürger zwingen, die
Geiseln zurückzulassen. Weil er diese Forderung zurückwies, verschworen sich einige
Bürger, in der Nacht den schlafenden Kaiser zu töten. Der Anschlag wurde verraten
und dadurch vereitelt, daß, während der Kaiser verkleidet mit 5 Getreuen aus der Stadt
entkam, sich ein anderer seiner Treuen, Ritter Hartmann von Siebeneichen, in
des Kaisers Bett legte. Als die Bürger diese Täuschung entdeckten, schonten sie um
seiner Treue willen sein Leben.
Hierauf erneuerten die Lombarden ihren Bund auf fünfzig Jahre und
benutzten die Zwischenzeit, in welcher der Kaiser durch Vielsache Wirren in
Deutschland zurückgehalten wurde, dazu, daß sie zur Erschwerung seiner
Rückkehr, namentlich zur Unterbrechung der Verbindung zwischen Pavia
und Montferrat, am Tanaro eine feste Stadt bauten, die sie dem Papste
zu Ehren Alessandria nannten. Auch verstärkten sie die Befestigungen
Mailands und anderer Städte und traten in ein Bündnis mit den Nor¬
mannen, ja selbst mit dem griechischen Kaiser. Ueberall in Italien zeigte
sich ein Gemeingeist, dem kein Opfer zu schwer wurde, um der lombardi¬
schen Freiheit den Sieg zu verschaffen.
120. Unterdessen hatte Heinrich der Löwe sein norddeutsches Besitz¬
tum durch Besiegung des abodritischen Fürsten Niklot erweitert, das da¬
mals noch slavische Mecklenburg und Pommern unterworfen, wo er
durch zahlreiche flämische und westfälische Kolonisten der deutschen Bevöl¬
kerung das Uebergewicht sicherte und die Hafenstadt Lübeck durch große
Freiheiten zu schnellem Glanze erhob. Dabei war er gegen seine fürst¬
lichen und bischöflichen Nachbarn so gewalttätig verfahren, daß sie ein
großes Bündnis gegen ihn schlossen und eben in heftiger Fehde mit ihm
begriffen waren, als der Kaiser (der ihn bisher hatte schalten lassen, weil
er seiner Hilfe gegen die Lombarden bedurfte) nach seiner Rückkehr aus
Italien Landfrieden gebot.