Die Zeit Kaiser Napoleons M.
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3) Das Kaisertum Maximilians von Öfterreich in Mejiko.
Seit Mejiko sich von der spanischen Herrschaft losgerissen
hatte, wurde das Land von Parteikämpfen zerrüttet, indem
fast unablässig ehrgeizige Männer einander die Herrschaft im
Staate streitig machten. In vierzig Jahren hatten nicht weniger
als 36 Präsidenten an der Spitze der Republik gestanden.
Zu Ansang der sechziger Jahre mengte sich Napoleon ein.
Er schickte ein Heer nach Mejiko und machte sich zum Gebieter
des Landes. Darauf mußten auf seine Veranlassung die Meji-
kaner dem Erzherzog Maximilian, einem Bruder von Franz
Josef von Österreich, das Kaisertum ihres Staates anbieten.
Zu seinem Unglück folgte der junge Fürst im Jahre 1864
dem an ihn ergangenen Ruf. Er stieß überall auf Hinterlist und
Feindseligkeiten. Als vollends Napoleon im Jahr 1867 seine
Truppen nach Hause berief, war bald ganz Mejiko gegen Kaiser
Maximilian in Aufruhr. Dieser geriet in die Gefangenschaft
seiner Gegner und wurde kriegsrechtlich erschossen; damit wurde
auch die Republik wiederhergestellt.
4) Der Bürgerkrieg und die Abschaffung der Sklaverei in
den Vereinigten Staaten von Amerika.
Die Abberufung der französischen Truppen aus
Mejiko verfügte Napoleon unter dem Drucke der Ver-
einigten Staaten. Diese drohten ihm nämlich mit Krieg,
wenn er sich noch weiter in amerikanische Verhältnisse mische.
Sie hätten sein Eingreifen in Mejiko von vornherein nicht ge-
duldet, wenn sie nicht selber in der ersten Hälfte der sechziger
Jahre in einen erbitterten inneren Krieg (1861 bis 1865)
verwickelt gewesen wären.
Zwischen den südlichen Staaten, deren Bewohner Hauptfach-
lich Ackerbau (Plantagenwirtschaft) trieben, und den nördlichen,
wo eine reiche Gewerbsthätigkeit erblüht war, hatte sich allmählich
ein scharfer Gegensatz herausgebildet. Während man im Norden
Martens, Leitfaden der Gesckichie. II. 17