Full text: Deutsche Geschichte (Teil 3 = Klasse 3-1)

15. Die ältesten deutschen Städte. 39 
schaft und Viehzucht betrieben; aber der Ackerbau überragt. Der 
rechte Bauer sieht auf den Hirten herab wie auf einen barbarischen 
Menschen: das Hüten des Viehes wird zu einer niederen Dienstleistung, 
und der Hirt gilt als unehrlich. Die P s e r d e z u ch t nahm immer 
noch die erste Stelle ein; sie war aber auf die großen Herrenhose be¬ 
schränkt. 
15. Die ältesten deutschen Ztädte. 
1. Grundlage der städtischen Entwickelung. Die Grundlage der 
Stadt ist das Dorf. Das tritt am anschaulichsten m dem winkligen 
Durcheinander der Straßen alter Städte in die Erscheinung. 2Lenn 
man in Gedanken die krummen Straßenzüge eines Dorses mit ge¬ 
schlossenen Reihen hoher städtischer Gebäude bebaut, so, hat man das 
getreue Abbild irgend eines kleinen Reichsstädtchens. Eine Stadt ent¬ 
stand aus dem Dorfe hauptsächlich durch die B e s e st i g u n g. Das 
Bedürfnis hierzu stellte sich namentlich in kriegerischer Zeit em, tote 
z. B. zur Zeit Heinrichs I. Die Befestigung brauchte noch keine wirk¬ 
liche Mauer zu sein, es genügte ein Erdwall oder ein Pfahlwerk; spater 
führte man bann eine stärkere Steinmauer aus. ^ Demselben Schutz¬ 
bedürfnis entsprang auch bie Burg, bie Befestigung eine* Herren¬ 
sitzes. Häufig ging ans einer Burganlage burch Erweiterung der Be¬ 
festigung eine Stabt hervor. Da beibe, Burg unb Stabt, beut selben 
Zwecke bienen, werben sie häufig gleichbedeutend gebraucht. So heißen 
bie Stabtbewohner Bürger, unb zahlreich sinb bie Zusammen¬ 
setzungen mit „bürg" in ben Namen ber 'Deutschen Städte, wie Stra߬ 
burg, Augsburg, Regensburg, Magdeburg, Merseburg, Quedlinburg, 
Hamburg u. a. „ 
2. Entstehung von Städten. Städtisches Leben erwuchs zunächst 
in ben alten R ö m e r st ä b t e n im ©üben unb Westen, aber es ging 
auch hier aus bem Dorfleben hervor. -Denn beim Einbringen ber 
Deutschen in bie Römergebiete würben bie Städte bort größtenteils 
zerstört, unb in bie Trümmer verpflanzten die Deutschen ihre dörfliche 
Wohnweife; in den römischen Steinhäusern richtete sich der deutsche 
Bauer ein. Nun waren aber diese seltsamen Dörfer zugleich Krenzungs¬ 
punkte alter und vortrefflicher Straßen, fo daß sich in ihnen bald 
größerer Verkehr entwickelte; sie waren ferner wegen ihrer Lage die 
gegebenen Sitze der Kirchenoberen, der Bischöfe, und die geeigneten 
Stätten für Versammlungen. Ihre Befestigungen wurden erneut, und 
so wurden sie wieder zu Städten und zwar auf der Grundlage des in 
den Trümmern der alten Römerstadt entstandenen Dorfes. — Ihnen 
reihen sich die feit dem 9. Jahrhundert im Innern Deutschlands aus¬ 
kommenden Städte an, die ans den Königshöfen und Bischofs¬ 
sitzen entstanden. Die königliche Pfalz zog früh größeren Verkehr 
an; hierher kamen die Großen des Reichs, hier flössen die Erzeugnisse 
des Königsbesitzes zusammen; sie vor allen wurden befestigt. Städte
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.