40 15. Die ältesten deutschen Städte.
wie Frankfurt, Aachen, Goslar, Dortmund, Nordhausen, Mühlhausen,
Lübeck, Nürnberg, Regensburg und viele andere süddeutsche Städte
sind solche „Königsstädte". Ebenso wichtig waren die Bischofssitze; sie
stellten im Gegensatz zu dem wechselnden Aufenthaltsorte des Königs
einen dauernden Mittelpunkt des kirchlichen Lebens dar und bedurften
ganz besonders des Schutzes. Als Bischofsstädte sind Köln, Mainz,
Worms, Speier, Augsburg, Paderborn, Hildesheim, Bremen, Magde¬
burg, Halberstadt, Hamburg anzusehen. Natürliche Verkehrsbedin¬
gungen, Flußübergänge, Straßenkreuzungen usw. spielen dabei immer
eine wichtige Rolle. Auch das Vorkommen von Salz, dem notwendigen
Gewürz in aller Zeit, und anderen Mineralien hat zu der Entstehung
von Städten geführt, wie z. B. zu Lüneburg uud Halle.
3. Märkte und Handel. Seit altgermanifcher Zeit hatte sich an
den Gerichtsstätten, wo an bestimmten Tagen viele Menschen zu¬
sammenkamen, ein gewisser Marktverkehr entwickelt; hier tauschten die
Teilnehmer untereinander ihre Waren aus, und bald stellten sich auch
berufsmäßige Händler ein. Als dann Orte mit dichtzusammenge¬
drängter Bevölkerung entstanden, machte sich hier besonders die Not¬
wendigkeit eines Warenaustausches fühlbar: es entstanden hier
Märkte. An bestimmten Wochentagen kamen die Landbewohner
hierher, brachten ihre Erzeugnisse zum Verkauf und deckteil von den in
der Stadt ausgebotenen Waren die Bedürfnisse ihres Haushalts.
Einige Male im Jahre wurden größere Jahrmärkte abgehalten, daint
kamen auch fremde Händler mit ihren Waren. In den damaligen
nnsichern Zeiten bedurften aber die Händler und Marktbesucher eines
besonderen Schutzes. Deshalb konnte sich das Marktwesen erst dann
entfalten, als der König es in fernen Schutz nahm. Und min kam die
Sitte ans, daß nur der König in einem Orte den Markt einrichten
konnte; dafür bezog er dann bestimmte Gebühren. Später wurde es
üblich, daß die Könige das Marktrecht mit den Einkünften daraus
geistlichen und auch weltlichen Herren vermachten. — Die großen Welt¬
handelsstraßen berührten Delltschlaud nur an seinen Rändern. Der
Mittelpunkt des europäischen Handels war Byzanz. Von hier liefen
große Handelsstraßen übers Schwarze Meer durch Rußland nach
Nowgorod und an die Ostsee, ferner durchs Mittelmeer nach Italien,
Südgallien, durch die Straße von Gibraltar -- damals die Psorteu
des Herkules geuauut — nach England. Der Verkehr ging haupt¬
sächlich zu Schiff vonstatten; die Skandinavier sowohl wie die Slawen
waren gut mit der See vertraut, und durch sie wurde die Ostsee das
wichtigste Verkehrsgebiet des Nordens. Der Mittelpunkt der Schiff¬
fahrt war hier Gotland. Von den großen Handelsplätzen an den
Strommündungen hier ist besonders Inmne auf Wolliu berühmt
gewesen. Weithin redete man von der prächtigen uud blühenden
Stadt, aber auch von dem üppigen Leben und von der Gottlosigkeit
ihrer Bewohner; und noch heilte weiß die Sage davoll zu erzählen und
von der in die darüberhinspülende Flut oerfuukeuen Stadt V i n e t a ,
denn Jumue oder Jumueta ist Vineta. — Im Süden war Regens¬
burg Hauptmittelpuukt des Handels, im Westen Köln und im