16. Geistiges Leben im 10. und 11. Jahrhundert. 41
Nordosten Magdeburg. — Tüchtige Händler waren die Friesen,
die ganz Deutschland durchzogen; aus dem Nordosten brachten sie
Pelz'werk, aus den Nordmeeren Fische und aus ihrem eigenen Lande
Käse, grobes Wollzeug und Leinen. Nach Italien gingen noch zur
Zeit der sächsischen Könige Pferde, deutsches Lederzeug, sächsische Sättel
und Strohhüte. Über das Mittelmeer kamen nach Deutschland Pfeffer,
Zimt und andere Gewürze, Elfenbein, Farben, Tücher und Seiden¬
stoffe. — Ein großer Teil des Handels lag in den Händen der
Juden, namentlich waren sie die Vermittler der wichtigsten süd¬
ländischen Handelsgegenstände und die einzigen Geldwechsler. Schon
um das Jahr 1000 gab es in den deutschen Städten besondere
Judeuvi'ertel.
16. Geistiges Leben im 10. und 11. Jahrhundert.
1. Kirche und Schule. Das geistige Leben in dieser Zeit stand
unter der Führung der Kirche. Noch immer waren im Volke heidnische
Vorstellungen lebendig, und heidnische Gebräuche mischten sich mit den
christlichen. Eifrig war die Kirche bemüht, diese Nachklänge einer
früheren Zeit völlig auszurotten. Das Schulwesen behielt im
allgemeinen die Gestalt, die es unter Karl dem Großen erhalten hatte;
noch immer blühten die Klosterschulen zu St. Gallen und Fulda, zu
Corvey a. d. Weser und St. Emmeran in Regensburg, zu Hirsau und
Weißenburg. Aller Unterricht und alle Wissenschaften lagen in geist¬
lichen Händen und waren fast nur für Geistliche bestimmt; Laien,
d. h. Nichtgeistliche, erhielten nur selten Unterricht. Die Volksschulen
waren bald wieder verfallen. Lesen und Schreiben waren Künste, die
sogar manchen Königen unbekannt blieben. Als einen besonderen Grad
von Bildung rühmte mau bei einem sächsischen Grafen, daß er einen
Brief selbst lesen und beantworten konnte. Besonders das Schreiben
sah mau als eine große Mühsal an; „drei Finger schreiben, aber der
ganze Körper arbeitet", klagte man.
2. Die Kunst. Hervorragend waren in dieser Zeit schon die
Leistungen in der B a n k n n st. Hier zeigte sich namentlich die Be¬
deutung der Verbindung Deutschlands mit Italien. Nach dem Vor¬
bilde der Bauten Oberi'taliens begannen auch die deutschen Bistümer
und Kloster die alten einfachen, vielfach gewiß noch hölzernen Kirchen
durch mächtige, oft turmreiche Neubauten zu ersetzen. Das geschah in
der Form der kreuzförmigen breischiffigen Hallenkirche (Basilika)
im romanische n oder Rundbogenstil. In Magdeburg, Quedlin¬
burg, Hildesheim, Bamberg, Speier, Limburg a. d. Hardt führten geist¬
liche Baumeister prächtige Kirchen und Dome auf; die erste stattliche
steinerne Königspfalz schuf Heinrich III. in Goslar. Auch die
B i l d u e r e i und Malerei standen im Dienst der Kirche. Herr¬
liche Bilder zeigen die noch erhaltenen Erzgußarbeiten des Bischofs
Beruward vou Hildesheim. Die Malerei betätigte sich durch Zier-
b lt ch st a b e in Schriftwerken und durch Wandmalereien in