58 X. Markgraf Heinrich der Erlauchte.
dem Gegenkönig Heinrich Raspe (1247). Nach dem Erbe
strebten zwei Enkelkinder Hermanns: Markgraf Heinrich von
Meißen und Herzogin Sophia von Brabant, die ihren un¬
mündigen Sohn vertrat. Nachdem sie eine Zeitlang sich friedlich
vertragen hatten, um gemeinsam die Geltendmachung der könig¬
lichen Rechte abzuwehren, entspann sich zwischen ihnen Zwist
und ein Erbfolgekrieg, der schließlich zugunsten Heinrichs ent¬
schieden ward. Sophia erhielt (1264) den westlichen Teil des
umstrittenen Landes mit der Hauptstadt Marburg als Land¬
grasschaft Hessen und wurde die Stammmutter des hessischen
Fürstenhauses. Heinrich behielt die Landgrafschaft Thüringen
mit der Wartburg und mit Freiburg.
D. ficmricbs Hlter und Cod.
Dieser Ausgang des Müringer Erbsolgekri^gs machte Hein¬
rich zu einem der mächtigsten Fürsten Deutschlands; die von ihm
beherrschten Gebiete berührten im Westen die Werra, im Osten
die Oder und umfaßten reiche und dichtbevölkerte Landstriche.
Weithin genoß er persönliches Ansehen, sein Reichtum galt als
unermeßlich, und er liebte es, ihn durch glänzende Hofhaltung
und prunkvolle Turniere zur Schau zu stellen, z. B. in dem be¬
rühmten Turnier zu Nordhausen, bei dem jeder beteiligte Ritter
als Dank ein goldenes Blatt von einem künstlichen Baume brechen
durfte. Dem Hause Wettiu schien die wichtigste Rolle in der
Geschichte Deutschlands vorbehalten zu sein.
Aber diese großen Aussichten vernichtete er selbst, indem er,
noch nicht fünfzigjährig, sein Machtgebie„t unter seine Söhne ver¬
teilte und sich nur die beiden Marken vorbehielt. Hieraus er¬
gaben sich schlimme Zwistigkeiten. Verwandtenkriege aller Art
ließen das Land nicht zur Ruhe kommen und führten zu immer
neuen Teilungen; besondere Schuld trug durch seinen schlimmen
Charakter Heinrichs ältester Sohn Albrecht, der Gemahl der
hohenstausischen Margarete, die er, jedenfalls dem päpstlichen
Einfluß nachgebend, schnöde verstieß (s. VII E).
So wurde also Heinrich der Erlauchte in seinen letzten
Lebensjahren von schweren Sorgen über seines Hauses Zukunst
bedrückt. Und sie waren nur zu sehr gerechtfertigt, denn kurze
Zeit nach Heinrichs 1288 zu Dresden erfolgtem Tode zog König
J^u.dol.f'(s- XII B) zunächst das Meißnerland als kaiserliches
Silit ein und bereitete auch die Znrücfnahme von Thüringen v'or.
Diese erfolgte einige Jahre später durch König AdoIfy(f. XIID),
der dann durch kluge Benutzung des Zwistes zwischen Albrecht
und seinen Söhnen Friedrich und Diez mann und begünstigt
durch den Tod der übrigen Nachkommen Heinrichs auch die