Die Askanier in der Mark Brandenburg.
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Erich dies Erzbistum zu verschaffen, von einem Pfeile in den Kopf geschossen
worden war, der lange Zeit nicht entfernt werden konnte. Der Erzbischof
Günther von Magdeburg stellte den gefangenen Markgrafen in einem Käfig
auf einem Platze den Magdeburgern zur Schau. Ottos treue Gemahlin
Hedwig raffte auf Rat eines klugen Dienstmanns Johann v. Buch alles zu¬
sammen, was sie an Geld und Kostbarkeiten besaß, begab sich nach Magdeburg
und bewirkte dort durch reiche Geldspenden, daß sich die Ratsherren und Dom¬
herren für Ottos Freilassung verwandten. Künste und Wissenschaften
hatten einen warmen Freund an Otto IV., der selbst der Schar der Minne¬
sänger angehörte. Für die Vergrößerung seines Landes war Otto IV. uner¬
müdlich tätig. Von den Landgrafen von Thüringen erwarb er die Mark
Landsberg (zwischen Düben und Halle an der Saale), die Pfalz Sachsen sowie
die Niederlausitz.
Waldemar (1309—1319) vereinigte wieder nach dem Aussterben der ein¬
zelnen Linien die brandenburgischen Lande. Er entriß den Polen Pomerellen
(zwischen Persante und Weichsel) und verkaufte es an den Deutschen Ritterorden,
kämpfte glücklich gegen Meißen und Magdeburg, geriet aber in einen gefähr¬
lichen Krieg, als er der Stadt Stralsund gegen den Fürsten Witzlaw von Rügen
Hilfe brachte. Denn um die weitere Ausbreitung seiner Herrschaft zu hindern,
verbanden sich gegen ihn Pommern, Dänemark, Schweden, Polen, Mecklenburg,
Meißen, und obwohl die Schlachten bei Fürstensee und Gransee ihm große
Verluste brachten (1316), behauptete er dennoch im Frieden zu Templin
alle seine Länder. Seine Regierung ist eine der ruhmreichsten und glänzendsten
für das Land gewesen, und daher gedachten die Brandenburger in den bald darauf
folgenden Zeiten der Not und Drangsal mit Wehmut der glücklichen Tage, die
sie unter dem heldenkrästigen und weisen Markgrafen Waldemar verlebt hatten.
Waldemar hinterließ keine Kinder; der einzige noch übrige Sprößling des
askanischen Hauses, Heinrich von Landsberg, starb ohne Nachkommen 1320,
und mit ihm erlosch der askanische Stamm in Brandenburg.
Die Blüte der Mark unter den Assaniern. „In dem slawischen
Lande, wo sie zwischen Moor und Seen, in den Brüchen und dem Sande nur
wendische Blockhäuser und Lehmhütten gefunden, bauten sie reiche und schöne
Klöster, Dome mit gewaltigen Türmen von Granitquadern und gebranntem
Mauerstein; Kunstwerke, so erhaben, schön und gediegen, wir schauen sie mit
Neid und Betrübnis an. Noch heute trotzen sie der Witterung, kaum ihre Spuren
verratend. Da erwuchsen mächtige Städte, mit deutschen Freiheiten und deutschem
Gewerbfleiß, deren Handel weit über Land bis über die Meere ging. Die Flüsse
starrten von Wimpeln reichbeladener Kähne, die Straßen von Wagen und Karren
mit Kaufmannsgütern. Die Wälder wurden gelichtet, die Moorbrüche getrocknet,
und die Kolonisten aus Friesland, Flandern, Holland und vom Rheine, die sie
ins ^emd gezogen, verwandelten die Sandheiden in Gärten. Die nackten Höhen¬
züge schuf der Fleiß um in liebliche Weinberge, und ihrer gab es so viele in
den Marken, daß ihr Name, der allein von ihnen blieb, heute als ein neckender
Spott klingt. Und mit ihrer Tätigkeit wuchs der Assanier Macht. Nördlich
erstreckte sich ihr Reich über Pomerellen bis Danzig und an die Ufer der Ostsee,
südlich umfaßte es die Lausitz und war ein gefürchteter und geachteter Nachbar
dem Böhmenreiche. Auch über die Elbe hin reichte ihr Besitztum, gen Mitternacht
die Altmark umfassend, gen Mittag manche reiche Grafschaft in den sächsischen
Gauen Und wie sie auf ihr Recht festhielten im Lande und mit starker Hand,
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