Full text: Von der Völkerwanderung bis zum Ausgange des Mittelalters (Teil 3)

112 Kaiser aus dem Hause Habsburg und der Ausgang des Mittelalters. 
eigentlich nie angetreten. Eine Türkengefahr, welche Ungarn, sein 
Königreich, bedrohte, rief ihn in dieses Land. Er übergab die Reichs¬ 
angelegenheiten seinem Kanzler Schlick, der auch im Aufträge des 
Kaisers zu Nürnberg einen Reichstag abhielt, auf dem ein neuer Land¬ 
friedensentwurf vorgelegt wurde. (Streitigkeiten sollten nicht mehr 
durch Fehde, nur durch gerichtlichen Austrag entschieden werden.) Kaum 
waren die Fürsten vom Reichstag heimgekehrt, als die Trauerkunde 
kam, daß Albrecht II. in Ungarn gestorben sei. 
^ Friedrich HI. (1440—1493). 1440 wählten die Kurfürsten 
Friedrich von Österreich, der sich zwar noch durch keine Tat aus¬ 
gezeichnet hatte, wohl aber das gesamte österreichische Ländergebiet 
beherrschte, da er zugleich Vormund von Albrechts jungem Sohne 
Ladislaus und vom 17 jährigen Sigismund von Tirol war. Den 
Böhmen gewährte Friedrich einen Statthalter; die Ungarn wählten 
Wladislaw von Polen zum Vormunde ihres einjährigen Königs. Unter 
der Regierung dieses schwachen Kaisers verlor Deutschland nicht nur 
jene beiden Länder, jondern auch die Schweiz riß sich los, und in 
Italien blieb Franz Sforza selbständiger Herzog von Mailand. 
Friedrichs Persönlichkeit. Dieser Kaiser liebte über alles die 
Ruhe und Behaglichkeit. Er war eine Riesengestalt, doch trägen Geistes, 
und inmitten einer an kriegerischen Ereignissen reichen Zeit ließ er sich 
leiten aus feiner Gemütsruhe bringen und tröstete sich mit den Initialen 
feines Ringes: A. E. I. 0. U. (Alle Erd' Ist Österreichs Untertan.) 
Bon allen Beschäftigungen war ihm am liebsten der Gartenbau. Seinen 
Stolz setzte er darein, die besten Weintrauben, die süßesten Birnen 
und die wohlschmeckendsten Äpfel zu haben. Er entließ einmal einen 
Landtag, um feine Blumen vor dem Frost in Sicherheit zu bringen. 
Ungern nur trennte er sich von der stillen Wiener Neustadt, weil dort 
das Cbst wuchs wie in den „Gärten der Hefperiden". Dennoch 
unternahm er eine Wallfahrt nach Jerusalem, um sich dort zum 
„Ritter des heiligen Grabes“ schlagen zu lassen, und auch einen 
Römerzug, auf dem er gleichzeitig in Siena feine Vermählung mit 
Eleonore von Portugal feiern wollte. Der Zug kostete schweres Geld 
und wurde mit großem Prunk vollzogen. Der Kaiserschmuck, in dem 
Friedrich sich zeigte, wurde auf eine Million Goldgulden geschätzt. 
In der Erfüllung der religiösen Pflichten war Friedrich III. 
lehr gewissenhaft und beschenkte trotz feiner sonstigen (Sparsam¬ 
keit Kirchen und Klöster reichlich. In späteren Jahren bekam er 
Geschmack an der Astrologie und Alchimie. Um den friedlichen Kaiser, 
den man insgeheim sehr respektlos des „heiligen römischen Reiches 
©chlafmütze nannte, war ringsherum Fehde und Kampf. In die
	        
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