Full text: Von der Völkerwanderung bis zum Ausgange des Mittelalters (Teil 3)

Heinrich III. 
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Neue Unruhen riefen den Kaiser abermals nach Italien, und 
er hielt bort strenges Gericht. Gleichzeitig erließ er ein neues Lehns¬ 
gesetz, die langobarbische Konstitution, durch welche bestimmt 
wurde, daß die kleineren Lehen erblich sein sollten. Zur Sicherung 
des Königtums in Deutschland wandte Konrad die großen Herzog¬ 
tümer daselbst den Verwandten seines Hauses, besonders seinem Sohne 
Heinrich, zu. 
Noch bei Lebzeiten Konrads wurde dieser in Aachen zum König 
gewählt und feierlich gekrönt. Des Kaisers Ansehen war so hoch 
gestiegen, daß damals das Sprichwort aufkam: „An Konrads Sattel 
hängen die Steigbügel Karls des Großen". Konrad II. starb zu 
Utrecht und wurde in dem von ihm gegründeten Dom zu Speier 
begraben, der von da ab die Kaisergruft umschloß. 
Heinrich III. (1039—1056) vermehrte die schon stark befestigte 
königliche Macht noch mehr, so daß sie unumschränkt zu werden 
begann. Er züchtigte die Böhmen, welche die deutsche Herrschaft ab¬ 
zuschütteln strebten, und gab den Ungarn einen König, der aus feinen 
Händen das Reich als Lehen empfing*). Durch den Abt des Klosters 
ZU Cluny in Frankreich veranlaßt, erließ er das Gesetz des Gottes- 
friedens (treuga (lei), nach welchem jede Fehde vom Mittwoch abend 
bis Montag früh verboten war. Auch in Italien wußte er fein 
Ansehen geltend zu machen; er empfing daselbst die Kaiserkrone und 
besetzte viermal den päpstlichen Stuhl mit würdigen deutschen Bischöfen. 
Durch die deutsche Geistlichkeit hoffte er die Wiedergeburt der Kirche 
Zu erreichen. Offen und tatkräftig trat er gegen die Simonie auf (Ver¬ 
gebung geistlicher stellen für Geld, siehe S. 56), die fein Vorgänger noch 
geduldet hatte. Zwar gelang es ihm so wenig wie feinem Vater, die 
Königswürde in feinem Haufe erblich zu machen; aber er setzte doch 
bie Wahl seines Sohnes zum Nachfolger durch, und so folgte dieser 
auf ihn als 
) 5\cmrab II. war auf Einschränkung der Herzogtümer bedacht ge¬ 
wesen, bei jeder günstigen Gelegenheit hatte er dieselben eingezogen. Hein¬ 
rich III. glaubte, die Erstarkung der königlichen Gewalt auf eine andere, 
weniger gehässige Art zu erreichen. Er verlieh die Herzogtümer an solche 
Männer, die treue Dienste geleistet hatten, womöglich an solche, die in den 
Herzogtümern fremd waren, keinen starken Anhang hatten, damit die Herzogs- 
inacht nicht feste Wurzel schlage. Außerdem suchte er diese dadurch einzuschränken, 
daß er den Markgrafen ausgedehnte Rechte und Gebiete zuwies. So machte 
01 Babenberger in der bayrischen Ostmark selbständig und setzte, um die 
Macht des Sachsenherzogs einzuschränken, über Thüringen „Ludwig den 
Bärtigen" zum Grasen, den Ahnherrn der späteren Landgrafen von Thüringen 
dadurch gewann er zwar die niederen Vasallen, schuf sich aber auch viele Feinde 
unter den Großen.
	        
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