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der kleinste Vertreter aus der Vogelwelt, der Kolibri, und der
größte Raubvogel der Erde, der Kondor.
5. Die Bevölkerung. Amerika ist gering bevölkert. Seiue
Bevölkernngsdichtigk'eit ist 11 mal geringer als die Europas,
reichlich 5 mal kleiuer als die von Asien uud fast 2 mal geringer als
diejenige Afrikas. Selbst die polynesischen Inseln sind noch dichter
bevölkert. Dagegen übertrifft der Erdteil in dieser Hinsicht um das
Fünffache das Festland von Australien. Am dichtesten bevölkert sind
die ö. Gebiete der Union und Westindien. Letzteres weist durchschnittlich
24,5 Bewohner auf 1 qkm auf, eine Dichtigkeit, die indes doch nur
wenig diejenige des europäischen Rußland übertrifft.
Der Abstammung nach unterscheidet man Ureinwohner,
Weihe, Neger und Mischlinge. Außerdem gibt es in den
westlichen Küstengebieten der Union, in Westindien nnd Peru etwa
1/2 Mill. Chinesen und Mala Yen, die hier als freie Arbeiter
oder „Kulis" leben.
Zu ben Ureinwohnern gehören die Eskimo in Grönland
nnd Labrador und verwandte Polarvölker in den Ländern um
die Hudsonsbai und in den übrigen arktischen Gebieten. Den Hanpt-
teil der Urbevölkerung bilden indes die Indianer, die von Canada
bis Feuerlaud, vom atlantischen bis zum pacisischen Ozean sich als
einheitliche, „amerikanische Völkerrasse" dartun. Ihre Anzahl
beträgt etwa 18 Mill., wovon sast die reichliche Hälfte auf Mexico
entfällt. Zu ihnen gehören die „Rothäute" Nordamerikas, die
auch bis auf den heutigen Tag zum weitaus größten Teil nicht über
die Stufe des Jägerlebens hinausgekommen sind, die Nachkommen der
alten iudiauischeu Kulturvölker auf deu Hochflächen von
Mexico und Südamerika, die wilden Andenvölker Südamerikas,
die brasilisch-guayanischen Jägervölker, zu denen auch die
Kariben uud Botokuden zählen, und endlich die Pampasstämme
und Feuerländer. Die Unzahl von Stammsprachen uud Dialekten
(im ganzen wohl au 500) erschwert das Reisen und die Ausbreitung
des Christentums unter den Eingebornen.
Die Weißen sind mit einer Zahl von 80 Mill. in der neuen
Welt vertreten, bilden also die größere Hälfte der Gesamtbevölkerung.
Als nach der Entdeckung Amerikas „der weiße Mann" kam, wurden
die Indianer unterworfen oder in die Wildnis zurückgedrängt. Ganze
Völker gingen im Laufe der Zeit zugrunde; andere gehen dem Unter-
gange entgegen Im gemäßigten und ältern Nordamerika behauptete
der germanische Stamm, in erster Linie der Engländer, das
Übergewicht, während sich das romanische Element Mittel- und
Südamerika unterwarf. Die Spanier eroberten das ganze Anden-
gebiet vou Mexico bis zum S. Amerikas, daher denn auch heute noch
in diesem Gebiete die spanische Sprache herrschend ist. Bei diesen
Eroberungen wurden auch die alten indianischen Kulturstaaten ans den
andinen Hochflächen vernichtet. Die Portugiesen nahmen Brasilien
in Anspruch. Alle Seemächte Europas suchten sich uameutlich im
fruchtbaren Jnselgebiet von Mittelamerika einen Besitzanteil zu sichern.