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daß sich in den Pfalz-, Grenz- und Markgrafen die Herzogswürde aufs 
neue erhob und dadurch die Königsmacht beeinträchtigte. 
Ludwig, der sich bei seines Vaters Lebzeiten König von Bayern, 
später von Ostfranken, nannte, residierte meist in Regensburg und 
wurde von seinem Volke, dessen Wohlfahrt er ernstlich zu fördern 
bemüht war, hoch verehrt. Er hätte sich als Regent glücklich fühlen 
mögen, besonders, da er es verstand, die verschiedenen Volksstämme 
seiner Herrschaft, Sachsen, Bayern, Allemannen, Franken, mit großem 
Geschick zu einer Reichseinheit' zu verbinden. Aber es war ihm nicht 
vergönnt, mit den eigenen Brüdern in Frieden zu leben, ja er mußte 
durch die eignen Söhne das Geschick seines Vaters erfahren. Sein 
ältester Sohn Karlmann nahm sich ohne weiteres Landesteile, die ihm 
Ludwig nach feierlicher Versöhnung zu behalten gestattete, wenn anch 
unter väterlicher Oberherrlichkeit. Das erregte die Eifersucht der 
jüngern Söhne, Ludwig und Karl, die auch nur durch eine Länder¬ 
teilung befriedigt werden konnten. 
Indessen hatte der älteste Bruder Ludwig des Deutschen, Kaiser 
Lothar I., die Herrschaft seines Reiches, um welche er einst den Vater 
so bitter bekämpft hatte, niedergelegt und war voller Reue in dasselbe 
Kloster zu Prüm gegangen, wohin er früher seinen Bruder, Karl den 
Kahlen, geschickt hatte. Er starb bald, und seine drei Söhne hatten 
sich das Erbe des Vaters geteilt, das sie nicht lange besitzen sollten. 
Auch sie starben im Verlauf weniger Jahre, und die beiden Oheime, 
Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle, waren ihre Erben. König 
Ludwig erhielt einen Teil Lothringens mit Basel, Metz, Straßburg, 
Trier, Aachen und Köln, so daß der Rhein nun ein völlig deutscher 
Strom war. Ludwig hätte auch als der nun älteste Karolinger Erbe 
der Kaiserkrone sein müssen, wenn ihm nicht sein Bruder, Karl der 
Kahle, zuvor gekommen wäre und sich von Papst Johann VIII. in 
Rom hätte krönen lassen (875). 
Voller Entrüstung über solchen Raub, wollte Ludwig feine Rechte 
geltend machen, starb aber während der Vorbereitungen zum Kriegs¬ 
zuge in Frankfurt am Main (876) und wurde zu Lorch begraben. 
Eiligst versuchte jetzt Karl der Kahle das linksrheinische Land für 
Frankreich zu erobern, wurde aber von den Deutschen bei Andernach 
besiegt und mußte unverrichteter Sache abziehn. 
Ludwig hatte seinen drei Söhnen das deutsche Reich hinterlassen, 
die es sich derart teilten, daß Karlmann: Bayern, Kärnthen, Mähren,
	        
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