fullscreen: Deutsches Lesebuch für Bürgerschulen (Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj., [Schülerbd.])

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Heilge Ordnung, segensreiche > 
Himmelstochter, die das Gleiche 
frei und leicht und freudig bindet, 
die der Städte Bau gegründet, 
die herein von den Gefilden 
rief den ungesellgen Wilden, 
eintrat in der Menschen Hütten, 
sie gewöhnt' zu sanften Sitten 
und das teuerste der Bande 
wob, den Trieb zum Vaterlande! 
Tausend fleißge Hände regen, 
helfen sich in munterm Bund, 
und in feurigem Bewegen 
werden alle Kräfte kund. 
Meister rührt sich und Geselle 
in der Freiheit heilgem Schutz; 
jeder freut sich seiner Stelle, 
bietet dem Verächter Trutz. 
Arbeit ist des Bürgers Zierde, 
Segen ist der Mühe Preis; 
ehrt den König seine Würde, 
ehret uns der Hände Fleiß. 
Holder Friede, 
süße Eintracht, 
weilet, weilet 
freundlich über dieser Stadt! 
Möge nie der Tag erscheinen, 
wo des rauhen Krieges Horden 
dieses stille Tal dnrchtoben, 
wo der Himmel, 
den des Abends sanfte Röte 
lieblich malt, 
von der Dörfer, von der Städte 
wildem Brande schrecklich strahlt! 
Nun zerbrecht mir das Gebäude, 
seine Absicht hat's erfüllt, 
daß sich Herz und Auge weide 
an dem wohlgelungnen Bild. 
SchwingtdenHammer, schwingt, 
bis der Mantel springt! 
Wenn die Glock soll auferstehen, 
muß die Form in Stücke gehen. 
Der Meister kann die Form zer¬ 
brechen 
mit weiser Hand, zur rechten Zeit; 
doch wehe, wenn in Flammenbächen 
das glühnde Erz sich selbst befreit! 
Blindwütend, mit des Donners 
Krachen, 
zersprengt es das geborstne Haus, 
und wie aus offnem Höllenrachen 
speit es Verderben zündend aus. 
Wo rohe Kräfte sinnlos walten, 
da kann sich kein Gebild gestalten; 
wenn sich die Völker selbst befrein, 
da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn. 
Weh! wenn sich in dem Schoß 
der Städte 
der Fenerzunder still gehäuft, 
das Volk, zerreißend seine Kette, 
zur Eigenhilfe schrecklich greift! 
Da zerret an der Glocke Strängen 
der Aufruhr, daß sie heulend schallt 
und, nur geweiht zu Friedens¬ 
klängen, 
die Losung anstimmt zur Gewalt. 
Freiheit und Gleichheit! hört 
man schallen; 
der ruhge Bürger greift zur Wehr, 
die Straßen füllen sich, die Hallen, 
Und Würgerbanden ziehn umher. 
Da werden Weiber zu Hyänen 
und treiben mit Entsetzen Scherz; 
noch zuckend, mit des Panthers 
Zähnen 
zerreißen sie des Feindes Herz.
	        
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