Full text: Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte

— 85 — 
ohne Entscheidung. Um 2 Uhr unternahm Napoleon den ersten Gewaltstoß 
gegen den Mt. St. Jean. Er wurde abgeschlagen; die englische Stellung 
war sehr geschwächt. Da trat eine Pause ein; denn um 4 Uhr zeigten 
sich im Südosten die ersten Preußen und griffen den rechten Flügel 
Napoleons an. Um 5 Uhr erfolgte der zweite Gewaltstoß der französischen 
Reiterei; er wurde abgewiesen. Um 6 Uhr stieß das zweite preußische 
Korps zum linken englischen Flügel und half ihm den dritten Gewaltstoß 
Napoleons abschlagen, den seine alten Garden ausführten. Unterdes kam 
auch das dritte Korps der Preußen heran und durchbrach die französische 
Stellung. Der Rückzug der Franzosen löste sich bald in wilde Flucht auf. 
Wellington führte den Rest seines Heeres noch bis Belle-Alliance vor; 
hier trafen und begrüßten sich Blücher und Wellington. Die Preußen 
übernahmen die Verfolgung; die Franzosen hielten nirgends stand. Fast 
wäre Napoleon selbst in Gefangenschaft geraten. — Blücher nannte die 
Schlacht nach dem Gute Belle-Alliance, Wellington nach seinem letzten 
Hauptquartier Waterloo; die Franzosen nennen sie nach dem Mont 
Saint-Jean. 
c) Der zweite Pariser Friede. Schon nach 20 Tagen zogen die 
Preußen und Engländer in Paris ein. Diesmal quartierte Blücher seine 
Feldtruppen bei den Bürgern der stolzen Hauptstadt ein. Ludwig XVIII. 
kehrte zurück und wurde von den Franzosen als König eingesetzt. Bald 
erschienen auch die verbündeten Monarchen, und so kam es zum zweiten 
Pariser Frieden. Bestimmungen: 1. Frankreich erhält die Grenzen 
von 1789; es tritt also nur Saarbrücken und Saarlouis an Preußen 
und Landau an Bayern ab. Elsaß-Lothringen blieb bei Frankreich. 
2. Frankreich zahlt eine Kriegsentschädigung von 700 Millionen Franks. 
3. Es erhält fünf Jahre lang 150000 Mann Bundestruppen in seinen 
Grenzfestungen. 4. Es gibt alle geraubten Kunstschätze heraus. 
Wiederum hatten die Mißgunst Englands und Rußlands, die Gleichgültigkeit 
Österreichs, sowie die Schlauheit Frankreichs verhindert, daß diesem größere Land- 
abtretungen auferlegt wurden, während es doch stets seinen besiegten Gegnern 
schwere Landverluste aufgezwungen hatte. Infolge dieser übermilden Behandlung 
bildete sich bei den Franzosen die Anschauung heraus, daß Frankreich nach einer 
Niederlage zwar mit Geldentschädigung, aber nie mit Landabtretung belegt 
werden dürfe. 
Napoleon hatte nach Amerika entfliehen wollen, mußte sich aber zu 
Rochefort den Engländern übergeben. Auf Beschluß der Verbündeten 
wurde er abermals abgesetzt und nach der Felseninsel St. Helena gebracht, 
wo er als „General Bonaparte" noch sechs Jahre lebte. Er starb am
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.