Object: Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen

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V. Die Staufer und die Kreuzzüge. 
1. Der erfte Kreuzzug. 
1. Seit den ersten christlichen Jahrhunderten zogen zahl- 
reiche Pilger „über See", um an den Stätten des Leidens 
Christi zu beten und durch ein Bad im Jordan Leib und Seele 
zu stärken; geschmückt mit Palmzweig und Jakobsmnschel kehrten 
sie heim. 
Am Ende des 10. Jahrhunderts fiel Syrien an die Seld- 
schuckischen Türken; die quälten die Wallfahrer, die seither öfter 
in großen Scharen erschienen, mit Erpressungen und Grausam- 
keiten. 
2. Briese des griechischen Kaisers meldeten dies dem Abend- 
lande. Da hielt Papst Urban II. in der Ebene bei Clermont 1095 
in der Auvergue eine große Kirchenversammlung und schilderte 
mit flammender Rede die Not des heiligen Landes und den 
Gnadenlohn, der hier winke; die Zuhörer brachen schluchzend 
in den Ruf aus: „Gott will es!" und hefteten sich ein rotes 
Kreuz auf die rechte Schulter zum Zeichen, daß sie Gottes 
Krieger sein wollten nach altgermanischer Art. 
Berichte von Augenzeugen und die Kreuzpredigten frommer 
Mönche erweckten in Frankreich und Italien, in England und in 
der Normandie leidenschaftliche Erregung. Taufende ungeduldiger 
Schwärmer uud Abenteurer wanderten aus Frankreich und Loth- 
ringen, den Einsiedler Peter von Amiens und den Ritter Walther 
Senfaveir (Habenichts) an der Spitze, plündernd und mordend 
an der Donau hinunter; in Ungarn und im Griechenreiche 
fanden sie ein klägliches Ende. Mittlerweile rüsteten sich Ritter 
und Priester, Bürger und Bauern, Freie und Knechte zur heiligen 
Reise; in allen Kirchen und Kapellen wurden Schwerter und 
Pilgerkleider, Pilgerstäbe und Taschen geweiht. Viele luden, wie 
in der Völkerwanderung, Frauen und Kinder auf den Ochsen- 
wagen; auch sie sollten Anteil gewinnen an dem großen Heil. 
3. Unter dem Herzoge Gottfried von Bouillon (in 
Niederlothringen), dem Grafen Raimund von Toulouse, dem 
Normannen Boemund von Tarent, seinem Neffen Tankred u. a. 
bewegte sich das Kreuzheer durch Deutschland und Ungarn oder 
auf dem Seewege dem Gelobten Lande zu. Nach dreijährigem 
Mühen und Ringen erreichten sie Jerusalem und eroberten es. is. Juli 
Gottfried war der erste, der mittels eines hölzernen Belageruugs- 1099 
turmes auf die Mauer sprang.
	        
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