Contents: Brandenburgisch-preußische Geschichte

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9. Johann Sigismund (1608—1619). 
Unter diesem Kurfürsten erweiterte sich der Staat Branden¬ 
burg von 600 ^Meilen auf 1440 durch die Erwerbungen am 
Rhein und des Herzogtums Preußen. 
1. Durch die allmähliche Vereinigung mehrerer Grafschaften 
war am Niederrhein und an der Ruhr ein bedeutendes Besitztum 
mit der Hauptstadt Düsseldorf entstanden: Jülich-Cleve-Berg, Mark, 
Ravensberg und Ravenstein (letzteres a. d. Maas). Der letzte 
Herzog und Besitzer dieser Lande, Johann Wilhelm, war wahnsinnig 
geworden und starb, ohne Sünder und Brüder zu hinterlassen, im 
Jahre 1609. Seine älteste Schwester Eleonore aber war an 
Albrecht Friedrich, den Herzog von Preußen, verheiratet. Aus dieser 
Ehe gingen nur Töchter hervor. Die älteste derselben, Anna, war 
mit dem Kurfürsten Johann Sigismund vermählt, wodurch dieser 
die Anwartschaft auf die obengenannten Besitzungen erhielt. Doch 
erhoben zur selben Zeit der Pfalzgraf von Neuburg (a. d. Donau), 
der eine jüngere Schwester des Herzogs Wilhelm geheiratet, und 
andere (auch Kaiser Rudolf II.), die gleichfalls Rechte zu haben 
glaubten, Ansprüche ans jene Lande. Da verbanden sich zunächst 
Brandenburg und Neuburg gegen die übrigen Bewerber, kamen 
dann aber unter sich in Streit. Bei dieser Gelegenheit trat Sigis¬ 
mund zur reformierten Religion über, um Hilfe an den refor¬ 
mierten Holländern zu haben; der Neuburger aber kehrte zur 
katholischen Religion zurück, um Hilfe an Österreich und Bayern 
zu bekommen. Auf Frankreichs und Englands Bemühen indes 
wurde 1614 ein Vergleich zu Xanten abgeschlossen, wonach Cleve, 
Mark, Ravensberg und Ravenstein an Brandenburg fielen, Jülich 
und Berg aber einstweilen noch dem Pfalzgrafen von Neuburg 
verblieben. 
2. Erwerbung des Herzogtums Preußen. — Das Küsten¬ 
land zwischen Weichsel und Memel (Niemen) bewohnten in alter 
Zeit die Aistier oder Ostleute. Diejenigen von ihnen, welche den 
Polen zunächst wohnten, hießen (Pruzzen oder) Preußen. Dieselben 
waren Heiden. 
* Sie verehrten insbesondere einen Gott des Donners, Perknnos, einen 
Gott der Freude und Fruchtbarkeit, Patrimpos, und einen Gott des Todes 
und Verderbens, Patollos geheißen. Die Bildsäulen derselben standen in 
einem Haine unter einer gewaltigen, uralten Eiche. Großen Einfluß hatten bei 
ihnen ihre Priester, Waidelotten, und ihr Oberpriester, Griwe (Kriwe), 
d. h. Herr der Herren genannt. Diese waren es auch, welche sich am meisten 
der Einführung des Christentums widersetzten. 
Den ersten Versuch, dieses Volk dem christlichen Glauben 
zuzuführen, machte ein Freund Kaiser Ottos III., der Bischof Adal¬ 
bert von Prag. Derselbe fand aber bei Fischhausen an der Ostsee
	        
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